Weihnachtsgrüße

Besuch im Dorf des Weihnachtsmanns

Fabian Ahrens und seine beiden Studienkollegen verbringen abwechslungsreiche Tage in Finnland

Fabian Ahrens (Mitte) und seine Freunde machen ihren Familien ein ganz besonderes Weihnchtsgeschenk.

Weiße Weihnacht? Kein Problem, dachten wir drei „Wahl-Esslinger“ Ende letzten Jahres, als unsere Entscheidung, ein Auslandssemester in Finnland zu machen, fiel. Die genauen Ausmaße unserer Entscheidung werden uns jetzt, Anfang Dezember, erst nach und nach bewusst. Um von vorn zu beginnen: Als Esslinger Studenten haben wir das Privileg, ein Semester im Ausland, irgendwo auf der Welt verbringen zu dürfen (oder zu müssen). Um auch endlich mal in neue Welten vorzudringen, haben wir Finnland gewählt. Warum? Nicht zu weit weg, kaum einer kommt auf die Idee, dort hinzugehen und wieso denn auch eigentlich nicht. Skandinavien ist ja dafür bekannt, armen deutschen Studenten für wenig Geld eine schöne Zeit bieten zu können. Die schöne Zeit hatten wir ohne Frage, das Geld ist irgendwo im Nirwana Zentralfinnlands verloren gegangen. Das Ziel unseres Roadtrips durch halb Europa zu Beginn des Semesters hatte den wunderschönen Namen „Jyväskylä“ – gesprochen wird es natürlich Jüwasküla. Die siebtgrößte Stadt Finnlands, etwa 300 Kilometer nördlich von Helsinki im finnischen Seenland gelegen, war für alle von uns vollkommen unbekannt. Auch deswegen hat sie uns über alle Maße hinaus überrascht, nicht nur wegen der idyllischen Lage zwischen 328 unterschiedlichen Seen im Stadtgebiet, sondern auch wegen der Bierpreise von 6 Euro für ein 0,4-Liter-Bier am Wochenende. Glücklicherweise ist man als Austauschstudent in Finnland nur sehr geringfügig an Vorlesungszeiten oder das Studium allgemein gebunden. Vorlesung hatten wir beispielsweise am Anfang dreimal die Woche für je etwa drei Stunden, jetzt, kurz vor Ende des Semesters, müssen wir mit einmal drei Stunden pro Woche auskommen. Dennoch hat man aufgrund des Hangs der Finnen zum E-Learning und zahlreicher sogenannter Assignments, die wöchentlich online abgegeben werden müssen, einiges zu tun. Den Studentenpartys mittwoch- und donnerstagabends mit Studenten aus allen Herren Ländern sollte das aber keinen Abbruch tun – die reduzierten Bierpreise bewirkten da ihr Übriges. Anfänglich hatten wir sehr mit der Sprache zu kämpfen. Leider gab es in dieser Hinsicht bisher kaum Verbesserung, mehr als ein Kiitos („Danke“), Ole hyvä („Gern geschehen“) und ein paar vereinzelte, sehr einfache Sätze bekommen wir immer noch nicht hin. Zum Glück können viele, auch ältere Finnen zumindest ein paar Bruchstücke Englisch und sind sowieso im Allgemeinen sehr hilfsbereit, auch ohne darum gebeten zu werden. Um nicht nur in Finnland festzuhängen, beschlossen wir, uns während des Semesters auf Reisen zu begeben. So kamen wir in den fragwürdigen Genuss, St. Petersburg und damit Russland kennenzulernen, wurden aber auch von der Schönheit des Baltikums überrascht. Mein persönliches Highlight erlebten wir letzte Woche mit einer Reise nach Lappland und Norwegen ans arktische Meer. Dort kam zum ersten Mal wirkliche Weihnachtsstimmung auf, als wir auf der Hinreise in Rovaniemi das Dorf des Weihnachtsmanns besuchten und zufälligerweise die Eröffnungszeremonie der Weihnachtszeit dort begleiten konnten. Allgemein ist Finnland Deutschland in der Weihnachtszeit sehr ähnlich. Die Fußgängerzone von Jyväskylä ist schön weihnachtlich geschmückt, einen Weihnachtsmarkt mit etwa fünf bis zehn Ständen gibt es auch, „Glögi“ ist der finnische Glühwein und „Piparkakut“ sind die finnischen Plätzchen. Alles Weitere, was uns für Weihnachten fehlt, finden wir natürlich bei Lidl um die Ecke. Unser ursprünglicher Plan für das Weihnachtsfest war, einen kleinen Tannenbaum aus dem Wald direkt vor unserer Haustür zu fällen, ihn mit einer Lichterkette zu schmücken und an Heiligabend gemeinsam mit Braten, selbstgemachten Spätzle und Kartoffelsalat ein gemütliches Weihnachtsfest zu feiern. Doch unverhofft kommt oft und auch dank einiger Renovierungsarbeiten in unserer Küche haben wir vor einigen Wochen beschlossen, uns und unseren Familien und Freunden das schönste Weihnachtsgeschenk zu machen – wir kommen nach Hause. In diesem Sinne allen Leserinnen und Lesern, unseren Familien und Freunden ein besinnliches und fröhliches Weihnachtsfest. Wir hoffen, dass wir etwas von den prognostizierten zehn Zentimetern Schnee aus Jyväskylä mitnehmen können und eine weiße Weihnacht in Deutschland feiern können. Hyvää Joulua ja onnellista Uutta Vuotta! – Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen

Fabian Ahrens, Andreas Rügner und Adrian Riedle

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