Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Ganz besonderer Gottesdienst mit Pfarrerstochter Annette Postel in Frickenhausen

Die multitalentierte Sängerin hat in Frickenhausen beste Unterhaltung geboten. Das zweistündige Programm war durch die vielen Abwechslungen in Windeseile vorbei.

Annette Postel hat, begleitet vom Pianisten Sebstian Matz, in Frickenhausen beste Unterhaltung geboten. Foto: Benjamin Lau
Die Volksbank Mittlerer Neckar hat mit ihrer Spende über 2000 Euro das Konzert finanziell unterstützt. Verlegerin Monika Krichenbauer (Mitte) dankte dafür den Volksbank-Vorstandsmitgliedern Thomas Krießler (links) und Eberhard Gras. Foto: Benjamin Lau

FRICKENHAUSEN. Niemand wird sich langweilen. Das hatte Annette Postel vor ihrem Auftritt am Samstagabend im Rahmen der Aktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung in der Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum in Frickenhausen versprochen. Und tatsächlich waren die zwei Stunden des Konzerts in Windeseile vorbei. Schließlich versteht es die mehrfach ausgezeichnete 55-jährige Sängerin, Entertainerin, Musikkabarettistin und Operncomedienne aus Edenkoben in der Südpfalz bereits seit mehr als 25 Jahren, ihre Zuschauer mit einem enorm abwechslungsreichen Programm bestens zu unterhalten. Und in Frickenhausen präsentierte sie sogar noch ein „best of“ ihrer 25-jährigen Bühnenkarriere, die zuvor am 5. November 2004 in Neckartenzlingen und am 19. Januar 2013 in Großbettlingen schon zwei Gastspiele beim „Festival der Hoffnung“ umfasst hatte.

Ihr Auftritt in Frickenhausen hätte deutlich mehr als die 125 Gäste verdient, die sich den Ohren- und Augenschmaus nicht entgehen ließen und an dem ganz außergewöhnlichen Gottesdienst teilnahmen. Denn die in Nußdorf bei Landau in der Pfalz geborene Tochter eines evangelischen Pfarrers erzählte auch diesmal wieder gerne die Geschichte, wie sich einst Gemeindeglieder über die frivolen Auftritte der Pfarrerstochter beim Pastor echauffierten. Der habe entgegnet: „Freude haben und Freude weitergeben, das ist Gottesdienst.“ Seitdem sei sie mit dem Pianisten Sebastian Matz „im Auftrag des Herrn unterwegs“, sagte Annette Postel augenzwinkernd, bevor beide die für die Blues Brothers typischen dunklen Sonnenbrillen aufsetzten.

Im Laufe des Abends zog sich die Sängerin mehrmals um. Mal wartete sie als Opernstar im roten Kleid mit einer Turmfrisur auf, mal als Opernfan mit einer Panzerglasbrille, mal als Diva mit Pfauenfeder-Hut. Je nachdem, ob sie lustige Chansons der 1920er-Jahre in modernem Gewand, literarisches Kabarett der 1930er-Jahre, Opern-Comedy oder Tango-Comedy zum Besten gab. Ein Thema zog sich aber fast durch alle Genres: die sich für eine Frau nicht erfüllende Sehnsucht nach dem Traummann, ob bei „Ein Neandertaler“, bei „Er ist immer so müde (Den ganzen Tag lang wart‘ ich aufs Zusammensein, und wenn ich abends ihn nach Zärtlichkeiten frage, ja, dann nickt er, dann nickt er schon ein)“ oder bei der lustigen Opern-Parodie zur Melodie von Carmen.

Faszinierend auch das Medley von über einem Dutzend 1920er-Jahre-Hits binnen 120 Sekunden mit wechselndem Gesang zwischen Postel und Matz, darunter „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frauen“, „Er hieß Waldemar“, „Veronika, der Lenz ist da“, „Benjamin, ich hab’ nichts anzuziehn“ und „Schöne Isabella aus Kastilien“. Beeindruckend, wie sich die 55-Jährige später die Nase zuhielt und somit den Klang eines alten Grammophons nachahmte, wobei sie auch die obligatorischen Kratzer auf der Schallplatte und das langsamere und schnellere Abspielen des Tonträgers nicht ausließ.

Sehr gut kamen auch die kurzen Geschichten beim Publikum an, die die Pfälzerin immer wieder zwischendurch einstreute. Ob sie tatsächlich einmal in einer Reisezug-Toilette, während sie „ihren Tee wegbringen musste“, den grünen Knopf gedrückt, damit den automatischen Türöffner betätigt hat, bloßgestellt war und von mehreren Reisenden als Frau Postel erkannt wurde, bleibt ihr Geheimnis. Amüsant erzählt war die Story in jedem Fall.

Die Zuschauer freuten sich über viele weitere bekannte Melodien, wie „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, „Oh, Donna Clara, ich hab’ dich tanzen gesehn“ und „La Le Lu“ aus dem Heinz Rühmann-Film „Wenn der Vater mit dem Sohne“. Bei den beiden letztgenannten Titeln sang das Publikum zur großen Freude von Annette Postel lautstark mit. Nach dem Konzert lobte sie: „Das Publikum hat mich warmherzig empfangen und super mitgemacht. Man hat gemerkt, dass sich alle auf den Abend gefreut haben.“

Froh war die Sängerin hinterher auch, dass ihre Stimme trotz Heiserkeit durchgehalten und Pianist Sebastian Matz trotz hartnäckiger Erkältung einen grandiosen Auftritt hingelegt hat. Anmerken ließen sich beide nicht, dass sie angeschlagen waren. Zum Abschied bot Postel den Zuschauern noch an „Sie können uns auf Fratzenbuch besuchen“ und legte ihnen die letzte Veranstaltung der 33. Saison von „Licht der Hoffnung“ am Mittwoch, 28. Februar, um 20 Uhr in Wendlingen ans Herz: „Bei den Feisten bekomme ich immer Bauchweh vor Lachen.“

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