Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Das Huub Dutch Duo singt in Neckartenzlingen Lieder über Brieftauben

Das Duo bringt das Publikum zum Mitschnippen, Mitklatschen und Mitsingen. Neben den bekannten Melodien in Versionen mit dem Wäscheleinophon kommen auch die Eigenkompositionen mit deutschen Texten bestens an.

Das Huub Dutch Duo mit Chris Oettinger am Flügel und Hubertus Weijers am Wäscheleinophon hat für gute Stimmung in der Melchiorhalle gesorgt. Foto: Jürgen Holzwarth

NECKARTENZLINGEN. „Heaven, I’m in heaven“, singt der gebürtige Niederländer Hubertus Weijers alias Huub Dutch. Dabei steht er neben den Zuschauerreihen in der Melchiorhalle in Neckartenzlingen auf einem Speiskübel, hat einen Besenstiel in der Hand und zupft wechselnde Basslaute an einer Wäscheleine. Dem seltsamen wie seltenen Instrument Marke Eigenbau, mit dem Huub Dutch seinen Gesang begleitete, hat vor über 20 Jahren ein Kind in der Heidelberger Fußgängerzone seinen Namen gegeben: „Schau mal, der Mann spielt ja ein Wäscheleinophon!“

Einst war Huub Dutch damit als Straßenmusiker aktiv, weil ihm die Stadt Heidelberg das Trompete spielen in der Altstadt verboten hatte. Er brauchte also ein anderes Instrument, das er sich dann eben selbst baute. Schon seit 20 Jahren tritt Huub Dutch aber nicht mehr alleine auf der Straße, sondern zusammen mit dem Pianisten Chris Oettinger auf der Bühne auf – am vergangenen Samstagabend im Rahmen des Kulturfestivals der Aktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung.

Der alte Song „Cheek to Cheek“ von Fred Astaire war dabei bei Weitem nicht das einzige Stück, das die Zuhörer kannten. Das Huub Dutch Duo spielte musikalische Klassiker von Paolo Conte wie „Azzurro“ und „It’s wonderful“ sowie „Padam Padam“ von Édith Piaf, „Buona Sera Signorina“ von Louis Prima und am Ende als dritte Zugabe „Somewhere“ von Leonard Bernstein aus der „West Side Story“. Und das Publikum ließ sich nicht lange bitten, wenn die Musiker zum Mitschnippen mit den Fingern, Mitklatschen oder Mitsingen aufforderten.

Der Abend bot aber auch jede Menge zum Lachen – über die deutschen Texte der Eigenkompositionen des erstklassigen Pianisten Chris Oettinger und die zahlreichen witzigen Ansagen und Slapstick-Einlagen von Huub Dutch. Dieser kündigte beispielsweise als Stargast des Abends den Franzosen Claude an, zog sich dann an einer Garderobe auf der Bühne um und begrüßte die Zuschauer danach erneut mit französischem Akzent sowie dem Titel „Ich werde Privatier“ über einen Mann, der nach einem anstrengenden Berufsleben ohne eine finanzielle Unterstützung vom Staat in den Frühruhestand geht. An einer Leine zieht „Claude“ den Stoffhund Amelie hinter sich her, sammelt mit einer Plastiktüte dessen vermeintliche Hinterlassenschaften ein und wirft die Tüte direkt zu Bürgermeisterin Melanie Braun ins Publikum – nicht ohne vorher zu sagen: „Keine Angst, Amelie kackt nur Schokolade.“

Von Huub Dutch lernte das Publikum unter anderem, was die Finnen in ihrer Freizeit glücklich macht. Sie haben dafür ein eigenes finnisches Wort erschaffen: „kalsarikännit“ bedeute übersetzt so viel wie „sich in Unterwäsche zu Hause alleine besaufen“. Er hingegen sei mit seiner Frau glücklich, einer Wuppertalerin, die er in Japan kennengelernt und mit der er zunächst in Holland und danach in Heidelberg zusammengelebt habe. Inzwischen führen die beiden zusammen eine Alpakafarm in Gaiberg bei Heidelberg. Die Tiere habe er bei der Alpakafarm Schaber in Nürtingen gekauft, verriet Weijers. „Du kannst bei uns in Heidelberg ja mal eine Alpakawanderung machen“, scherzte er ins Publikum.

Huub Dutch erklärte auch, dass es in den Niederlanden den sogenannten „Baaldag“, übersetzt „Kein-Bock-Tag“ gebe. Man könne seinen Chef anrufen und sagen, dass man einen „Baaldag“ habe und dann nicht zur Arbeit erscheinen. „Man hat drei Baaldage im Jahr frei. Es ist blöd, wenn man die schon am 5. Januar verbraucht hat.“ Das Wissen um den Baaldag sei indes wichtig. „Denn bald kommen alle Holländer nach Deutschland wegen des Klimawandels“ und des dadurch steigenden Meeresspiegels.

Unter den Eigenkompositionen von Chris Oettinger kamen „Zement-Mixen“ über den Eigenheim-Bau mit Hilfe des Speiskübels, „Ich lass’ mich heut mal gehen“ über einen Baaldag, „L’été en pyjama (Sommer im Schlafanzug)“ und das Lied über einen Mann, der nichts mit Smartphones, Computern und Internet zu tun haben will, sondern sich lieber um seine zwei Brieftauben kümmert, am besten an: „Die brauchen keine Akkus und keine Ladestation, sie twittern nicht, sie gurren. Wer hat schon so einen Klingelton?“

Später tanzte Huub Dutch mit zwei an seinen Schuh geschnürten Maracas zum virtuosen, jazzigen Klaviersolo von Oettinger auf der Bühne hin und her und heimste dafür ebenso einen Sonderapplaus ein wie für sein Trompetensolo mit der „holländischen Vuvuzela“ zwei Titel später.

Bei der Zugabe „Bananas“ durften die Zuschauer nicht nur mitsingen, sondern bekamen auch noch zielgenau jede Menge Maracas von der Bühne zugeworfen zum Mitrasseln im Rhythmus. Das begeisterte Publikum forderte zwei weitere Zugaben ein – und das Huub Dutch Duo ließ sich nicht lange bitten und löste das Versprechen ein, das Chris Oettinger vor dem Konzert gegeben hatte: „Huub hat die Fähigkeit, dass sich die Menschen wohlfühlen und nach dem Konzert glücklich nach Hause gehen.“

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