Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Theaterprojekt der Bodelschwinghschule mit der Albert-Schäffle-Schule in Nürtingen

Jugendliche entwickeln selbst die Theaterstücke, die am 20. und 21. März im Theater im Schlosskeller auf die Bühne kommen.

Musikalisch begleitet von Sergio Vesely und unterstützt durch die Lehrerinnen Sandra Höfer und Katharina Schaudt (von links) entwickeln die Schülerinnen und Schüler von Bodelschwinghschule und Albert-Schäffle-Schule gemeinsam ein Theaterstück. Foto: Lutz Selle

NÜRTINGEN. Eine Schülerin und ein Schüler stehen sich gegenüber. Fast zeitgleich macht die Person auf der linken Seite die Bewegungen der Person auf der rechten Seite nach, als wenn sie das Spiegelbild wäre. „Ihr seht einen Fleck auf dem Spiegel und versucht ihn mit einem Lappen wegzuwischen“, lautet nun die Instruktion des Theaterpädagogen Christian Laubert. „Das Original spricht, das Spiegelbild bewegt nur die Lippen.“ 13 Schülerinnen und Schüler der Nürtinger Bodelschwinghschule und 20 Schülerinnen und Schüler der Albert-Schäffle-Schule, jeweils bunt durcheinandergemischt in Zweiergruppen, setzen die Anweisungen richtig gut um. Es ist nur eine Szene aus einer der zweistündigen Proben der gemeinsamen Theater-AG der beiden Schulen, die nach 17 Unterrichtseinheiten am 20. und 21. März, jeweils um 19 Uhr, mit Aufführungen im Theater im Schlosskeller enden werden.

Seit dem Jahr 2003 gibt es bereits die Theaterkooperation zwischen dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, das nach einer Generalsanierung der Gebäude zwischen Neckar und Stuttgarter Straße wieder die Schulräume bezogen hat, und der Kaufmännischen Schule vom Säer. Jedes Schuljahr aufs Neue wird gemeinsam ein neues Theaterstück entwickelt, geprobt und auf die Bühne gebracht. Nun allerdings ist der Topf des Fördervereins der Bodelschwinghschule so gut wie leer, weshalb eine Bewerbung für die Weihnachtsspendenaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung eingereicht wurde, um nach einer finanziellen Unterstützung die Theaterkooperation auch in den kommenden Jahren am Leben erhalten zu können.

Was dann im März im Theater im Schlosskeller aufgeführt wird, bleibt jedes Jahr bis kurz vor dem Auftritt eine Überraschung. Denn bei der Theatergruppe gibt es keine auswendig zu lernenden fertigen Texte. Alle Theaterstücke sollen von innen heraus durch die Schauspieler selbst entwickelt werden. Im Mittelpunkt stehen die Beziehungserfahrungen und Lebenswelten der 16- bis 19-jährigen Jugendlichen. Das gibt den Akteuren die Chance, sowohl eigene Themen spielen zu können als auch mit eigenen Themen einmal ganz anders umzugehen: spielerisch und damit auch gefahrlos. Im Fokus des Projekts steht neben der Entwicklung des Theaterstücks das Schaffen von Begegnungen, die Förderung von Kreativität und Zutrauen in die eigenen Stärken und Ausdrucksmöglichkeiten.

Dass sie sehr kreativ, fantasievoll und Meister der Improvisation sind, beweisen die Schülerinnen und Schüler schon in den Proben. In Fünfergruppen spielen sie spontan kurze Szenen, beobachtet von allen anderen. Da verjagt ein italienischer Wirt zwei potenzielle Kunden und ein Opa verwöhnt an Weihnachten ein Enkelkind, während er drei anderen Enkeln keine Beachtung schenkt. Der Theaterpädagoge Christian Laubert steht immer wieder mit Tipps hilfreich zur Seite. Nicht nur dabei, sondern mittendrin bei den Proben sind stets drei Lehrerinnen: Sandra Höfer von der Albert-Schäffle-Schule sowie Katharina Schaudt und die ehemalige Schulleiterin Barbara Andreas von der Bodelschwinghschule. Sie hatte das Projekt 2003 mit ins Leben gerufen.

Durch das Theaterprojekt sollen die Teilnehmenden der Kaufmännischen Schule „soziale Erfahrungen mitnehmen und Berührungsängste abbauen“, sagt Sandra Höfer. Sie freut sich darüber, dass die Schüler die Szenen des Stücks aus ihrer eigenen Lebenswelt selbst entwickeln. „Sie können auch selbst festlegen, dass sie eine Prinzessin oder einen Gangster spielen wollen.“ Viele Vorgaben gibt Regisseur Laubert nicht, bevor es ans Improvisieren geht. „Aber er hat super Ideen und bringt die zwei Schülergruppen dadurch gut zusammen“, lobt Barbara Andreas. „Beim gemeinsamen Agieren lernen sie sich auch kennen.“ Gut gefällt ihr auch, dass bei dem Projekt „jeder so viel sprechen kann, wie er will oder auch gar nicht“. Und keine Idee ist zu verrückt, keine Wendung der Geschichte zu überraschend, als dass man sie in der Probenarbeit nicht wenigstens einmal ausprobieren könnte.

Seit zwei Jahren stets bei der Theaterkooperation dabei ist der chilenische Musiker Sergio Vesely. Er greift das Geschehen im Raum musikalisch auf und begleitet es sehr dezent mit Akkordeon, Gitarre und Trommeln.

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