Leserbriefe

Wo bleiben Ruhe und Feierlichkeit?

Christine Bloehs, Kohlberg. Zum Artikel „Stören die Schüsse oder nicht?“ vom 27. Mai. Am 28. Mai 1972, heute vor 41 Jahren, wurde der neue Waldfriedhof in Kohlberg mit dem Satz „Ruhe und Feierlichkeit geben diesem Ort sein Gepräge“ eingeweiht (Zitat aus der Ortsgeschichte der Gemeinde Kohlberg). Das Wort Ruhe bedeutet zum einen: durch kein (lärmendes) Geräusch und auch durch kein lebhaftes Treiben gestörter Zustand – also fast völlige Stille und Geräuschlosigkeit. Dies ist der bisherige Zustand des Waldfriedhofs – seit 41 Jahren. Das Wort Ruhe kann aber auch bedeuten: Erstarrung, Lähmung, Reglosigkeit. Wird dies die künftige Situation auf dem Kohlberger Waldfriedhof sein, wenn künftig laute Großkalibergeschosse wie Kanonenschall die Stille unterbrechen und somit die trauernden Menschen in Erstarrung und Entsetzen versetzen? Während des Probeschießens erhielt man diesen Eindruck und man verkrampft sich und steht wie gelähmt vor Ort.

Jetzt zum Wort „Feierlichkeit“. Dies bedeutet Würde und Ernsthaftigkeit. Manch einer versteht darunter auch „Fete“. Wird der Waldfriedhof künftig Angriffspunkt für den neuen Trendsport Großkaliberschießen? Großkaliber-Feten nach dem Motto „Lust am Lärm“ nur zweihundert Meter neben dem Waldfriedhof? Ist dies das kommunalpolitische Ziel der Gemeinde Kohlberg, den Wald„fried“hof künftig so zu zweckentfremden? Hat die Gemeinde nicht die Verantwortung für Generationen zu tragen? Aber vielleicht hat sich dieses Thema ganz schnell erledigt, wenn keine Familien mit Kindern mehr nach Kohlberg ziehen wollen. Dann braucht man auch nicht mehr das einzige, letzte Wohnbau-Erweiterungsgebiet, das sogar noch viel näher an die offene Schießanlage angrenzen würde als die heutigen Häuser. Wie praktisch: Dann reicht der alte Friedhof in der Ortsmitte wieder aus und das Problem hat sich in wenigen Generationen von selbst erledigt.

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