Leserbriefe

Wo bleiben die Interessen der Familie?

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Leserbrief „Geschützter Rahmen für die Braike-Kinder“ vom 8. Oktober. Wenn der Oberbürgermeister, neuerdings auch die Bürgermeisterin, auf „intensive Gespräche“ verweist, mache ich auf einem Zettelchen einen Strich. Das Zettelchen ist jetzt voll. Die leere Floskel, ähnlich strapaziert wie „Ich will nicht verwalten, sondern gestalten“, vermittelt aus sich keine Inhalte. Die jüngsten „intensiven Gespräche zur Entwicklung der Kindergärten in der Braike“ haben offenbar dazu geführt, dass die Eltern ruhiggestellt worden sind. Nach wie vor sagen die aber, wir wollen keine dezentrale Einrichtung am Breiten Weg, wir wollen keine langen Wege, wir wollen Achalmstraße und Schmidstraße behalten. Was also ist aus den intensiven Gesprächen erwachsen? Und warum werden Stadträte gescholten, die sich näher damit befasst und ihre Meinung zugunsten einer stadtteilverträglichen, bürgerschaftlich orientierten, wenn auch teureren Lösung geändert haben? Unterm Strich bleibt es, wie die Stadtverwaltung will, intensive Gespräche hin oder her: Ein Kinderhaus mit sechs Gruppen am Stadtrand auf der Höhe.

Die Eltern wollen das zwar nicht, die Mehrzahl der Erzieherinnen auch nicht. Die Wanderbewegungen in anderen zu großen Einrichtungen hält man nämlich hübsch unter der Decke. Und die Fachschule auf dem Säer, wo die echte Fachkompetenz sitzt, schlägt die Hände überm Kopf zusammen. Die Stadtverwaltung setzt Betriebswirtschaft und Baumanagement über die Verpflichtung, gesellschaftlich orientierte Kleinkindpädagogik zu ermöglichen. Sie glaubt, das erreiche man durch haushaltsverträgliche Maßnahmen. Die Interessen der Familien aber bleiben außen vor, Erfahrungen unberücksichtigt. Ganz abgesehen von den Engpässen im Straßenverkehr, die zwangsläufig zu erwarten sind. Ganz zu schweigen von der infrastrukturellen Leere, die in der Braike entstehen wird. Kinder erleben dann ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr zwischen Familie und Mitte des Stadtteils mit kurzen Wegen. Sie werden zur Randerscheinung.

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