Leserbriefe

Was tun wir denn für unsere Stadt?

Jens-Heiko Adolph, NT-Zizishausen. Zum Artikel „Nicht nur dem Kino droht Konkurrenz“ vom 12. Februar. „Wir verschlafen hier etwas“ oder „die Stadt müsse sich selbst wachrütteln“ sind mehr als nachvollziehbare Zitate des Artikels. Da steht man nun, sogar Sofortprogramme werden gefordert. Was tun? Während Kirchheim sich völlig unumstritten als die schönere und belebtere Stadt positioniert, hinkt Nürtingen meilenweit hinterher. Was tun wir denn für unsere Stadt? Eine Stadt am Fluss soll es sein. Mit dem Neckar hat Nürtingen einen wirklichen Standortvorteil, doch die Stadt am Fluss ist bisher nicht mehr als eine leere Worthülse. Es scheint, als beschäftigten wir uns mehr mit Symbolen auf Autobahnschildern, werben auf der CMT mit einer herrlichen Badesituation am Neckar (die es für die Öffentlichkeit gar nicht gibt), haben gerade noch so das Hölderlinhaus gerettet und wollen touristischer werden.

In Wahrheit haben wir noch nicht einmal ein Konzept, wie Nürtingen in zehn bis 30 Jahren aussehen soll! Anstatt neue Freizeitangebote und Einkaufsmöglichkeiten für Bürger, Radtouristen und Bewohner des ganzen Neckartales zu schaffen, plant man am Wörth-Areal den Neckar zuzubetonieren und das ebenfalls am Neckarufer liegende Psychiatriegelände mit sogar noch höheren Häusern zuzupflastern. Da klingt es fast wie Hohn, dass die Kunstakademie – eine kulturelle Keimzelle – im innovativen Kirchheim ihren neuen Standort finden könnte. Und dies, weil sie einem kommerziellen Weinerlebnisland weichen soll, mit dem die meisten Nürtinger wirklich gar nichts anfangen können. Doch aus unserer Stadt könnte wirklich etwas entstehen: mit Bürgerbeteiligung, mit Weitblick und mit Professionalität. Allein die Überlegung, gegen die Pläne Kirchheims vorzugehen, zeigt die Ohnmacht unserer Verantwortlichen.

Wir müssen besser werden, uns dem Wettbewerb stellen und kurzfristig ein Konzept für die Stadt entwickeln: mit externen Fachleuten, anhand von erfolgreichen Beispielen anderer Kommunen und hoffentlich auch einmal mit Dezernenten, die den erforderlichen Weitblick für die Zukunft Nürtingens erkennen lassen. Es gibt einen kleinen Trost: die Innenstadtentwicklung ist ja nun als Schwerpunkt auserkoren. Wie und mit welchem Ziel ist nicht transparent. Da darf man hoffen, dass nicht gekleckert wird, sondern endlich einmal Nägel mit Köpfen gemacht werden.

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