Leserbriefe

Warum setzt man nicht oben an?

Richard Weinzettl, Wendlingen. Zum Artikel „Deutsche Familienpolitik fällt bei Gutachtern durch“ vom 4. Februar. Eine Gutachtergruppe stellt der deutschen Familienpolitik ein verheerendes Zeugnis aus. Das Kindergeld, Ehegattensplitting und die beitragsfreie Krankenversicherung von geringverdienenden Ehepartnern stehen am Pranger. Schon wieder versucht man bei den finanziell nicht so gut gestellten Familien einzusparen. Warum wird kein Gutachten über die Abgeordnetenzahl erstellt? Laut Focus hat Deutschland die größte Abgeordnetendichte weltweit (620 im Bundestag und 1900 in den16 Landtagen). Mit den Überhangmandaten nach dem neuen Wahlgesetz werden es über 800 und vielleicht noch mehr Bundestagsabgeordnete. Da rollt eine Ruhestands- und eine Pensionslastlawine auf uns zu, die wir nur schwer verkraften können. „Unsere Kinder werden es uns danken“.

Warum setzt man die Reformen nicht da oben an? Nur so wird ein Schuh daraus. Ansonsten bleibt es bei Sandalen, deren Sohlen so löchrig sind wie unsere Straßen. Von den Politiker wird uns vermittelt, dass überall Geld fehlt. So im Straßenbau, bei Schulen und Bildung, Kitas, Energiewende, Krankenhäusern und so weiter. Aber zur Bankenrettung und Rettung der verschuldeten EU-Staaten sind Gelder im Überfluss da. Auch die Abgeordneten gönnen sich eine Erhöhung ihrer Bezüge laut Spiegel von 584 Euro bis 2013. Von den explodierenden Managergehältern ganz zu schweigen.

Für den deutschen Rentner war 2010 eine Nullrunde, 2011 satte 0,99 Prozent und 2012 sogar 2,18 Prozent angesagt, bei einer Inflationsrate in diesen Jahren von etwa sechs Prozent, wobei die Inflationsrate für die Nahrungsmittel und Dinge des täglichen Bedarfs weit höher ist. Wo sind die Zeiten, wo man für seine Arbeit noch einen guten Überstunden-, Nachtschicht-, Sonntags-, Montagezuschlag und gutes Urlaubs- und Weihnachtsgeld bekam? Wo der private Häuslebauer von einer 7b- oder einer 10e-Abschreibung träumen konnte? Das alles wurde drastisch gekürzt oder verschwand im Reformensumpf. Wo sind die Zeiten, wo eine Gesetzesreform Jahrzehnte überlebte und nicht ständig nachgebessert werden musste?

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