Leserbriefe

Verstehe die Auffassung nicht

Klaus-Dieter Tempel, Nürtingen. Zum Artikel „Ist der Eingliederungsvertrag rechtsgültig?“ vom 3. Juni. Ortsvorsteher Hauber wird vorgehalten, er habe mit dem Abdruck eines Bibeltextes zum Osterfest die „religiös-weltanschauliche Neutralität“ verletzt. So ein Bürger aus Zizishausen, so das Regierungspräsidium und so OB Heirich in Nürtingen. Herr Hauber wurde ins Rathaus einbestellt, abgemahnt und an die kurze Leine genommen, denn er muss sich nun die Titelseiten genehmigen lassen.

Für mich ist das wie ein schlechter Witz. Der beanstandete Bibeltext informiert lediglich im Original darüber, warum Ostern gefeiert wird. Herr Hauber hätte auch schreiben können: „Sonntag und Montag wird das Osterfest gefeiert zur Erinnerung an die Auferstehung Jesu.“ Reine Information oder Verletzung der gebotenen Neutralität? Damit hat er nur ausgesagt, warum Ostern gefeiert wird. Das zu wissen gehört in unserem Land zur Allgemeinbildung ob Christ oder nicht. Warum darf das nicht im Original ausgedrückt werden?

Wissen denn die hohen Herren, die Herrn Hauber gerügt haben, gar nicht, dass es eine religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates in unserem Land gar nicht geben kann? Wir leben im christlich-abendländischen Kulturkreis. Deshalb trägt auch eine große politische Partei das C für christlich im Parteinamen vor sich her. Der Staat hat christliche Festtage zu gesetzlichen Feiertagen gemacht. Feiertage anderer Religionen schützt er nicht und bisher ist auch nicht geplant, das zu tun. In den Schulen sind evangelische und katholische Religionen Pflichtfächer mit Noten, die sogar auf die Versetzung Einfluss haben. Das Unterrichtsbuch ist die Bibel, deren kurzer Text zum Osterfest einen Bürger gestört hat.

Herr Schmalzl, Regierungspräsident in Stuttgart, und Herr Heirich wissen wohl nichts davon, dass die Bibel nicht nur das Buch der Christen ist, sondern zugleich ein historisches Dokument, das als solches auch von Nichtchristen geschätzt wird. Und die Bibel ist zugleich ein Stück Weltliteratur. Wer wesentliche Inhalte aus ihr nicht kennt, darf als ungebildet gelten. Und es gäbe keine deutsche Hochsprache, wenn Martin Luther in seiner Übersetzung nicht eine sprachliche Form gefunden hätte, die in allen deutschen Gegenden verstanden wurde. Kein anderes Buch ist so weltweit verbreitet, die Vollbibel in über 400, einzelne Bibelteile in fast allen Sprachen und Dialekten der Welt, es sind über 6000. Ich freue mich, dass der Ortschaftsrat Zizishausen sich hinter Herrn Hauber gestellt hat und Herr Heirich sollte sich bei Herrn Hauber entschuldigen und ihn die Titelseite wieder allein gestalten lassen.

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