Leserbriefe

Über dem Tellerrand gibt es nicht nur Corona

Eva Böttigheimer, Neuffen. Zum Artikel „Spenden für Impfungen“ vom 19. Februar.

Wie kommt jemand auf eine so widersprüchliche Idee? Die Gruppierung „Nürtingen findet zusammen“ zählt nun die Montagsspaziergänger, die sie eigentlich gar nicht will und hofft insgeheim, dass es möglichst viele werden. Denn für jeden Spaziergänger soll ein Geldbetrag an UNICEF gespendet werden. Doch wofür? Um Kindern in der Dritten Welt eine Impfung zu finanzieren. Da ich mit mehreren Daueraufträgen regelmäßig Kinderhilfswerke unterstütze, unter anderem auch UNICEF, bin ich darüber sprachlos.Noch nie war die Kindersterblichkeit in den Entwicklungsländern höher als heute, unter anderem wegen unserer Coronamaßnahmen! Aber anstatt den lebensbedrohenden Hunger zu bekämpfen, will man den Kindern, die ohnehin nicht schwer an Covid erkranken, eine Impfung spendieren. So will die Nürtinger Gruppierung nach eigenem Bekunden dazu beitragen, die weltweite Impfquote zu erhöhen, weil „das Virus an den nationalen Grenzen nicht Halt macht“. Wie viel Gutes könnte man mit dem gespendeten Geld zum Beispiel für Kinder in den Flüchtlingslagern tun, die dort unter erbärmlichen Bedingungen leben? Auf der UNICEF-Webseite steht zu lesen, dass allein in Afghanistan „eine Million mangelernährter Kinder sterben könnten, wenn wir ihnen jetzt nicht helfen. Der Winter verschärft ihre Lage zusätzlich.“ Es wäre angebracht, einmal über den Tellerrand zu schauen. Es gibt nicht nur Corona!

Zur Startseite