Leserbriefe

Stadt am Fluss

Raimund Popp, Nürtingen. Zum Artikel Es bleibt bei der konventionellen Lösung vom 26. Juli. Mit der Brücke zur Stadt ist es wie mit der Krawatte und dem Hemd. Wer was darstellen will, der muss schon mehr als ein kariertes Nachthemd anziehen. Nürtingen hätte ja gern ein wenig Tourismus oder irgendetwas, woran man sich identifizieren kann außerhalb der Ortsgrenze, doch woran denn? Herr Wipper hat hier recht mit unserer Underdog-Empfindung. Underdogs sind die gesellschaftlich Namenlosen. Sind wir doch mal ehrlich: Warum soll einer die Brücke überqueren? Um unser K3N und den chinesischen Granit zu bewundern? Ich bin zehn Jahre an der Stadt vorbeigefahren, ohne jemals zuvor zu erahnen, dass hinter dem Wasser noch was sein soll. Warum kennt eigentlich jeder Plochingen und nicht unsere Stadt? Weil wir eben nur ein Nachthemd haben und jetzt die Pantoffeln montieren.

Doch wir sind die Stadt am Fluss. Darum ist Nürtingen auch blau geschrieben. Wenn wir die Stadt am Fluss sein wollen, dann müssen wir schon auch dazu stehen. Wir sind die Stadt am Fluss und verbauen sie mit Bauklötzen entlang dem Fluss und falls Bürger oder Fraktionen nach dem Neckarpark fragen oder die Brücke in der gestalterischen Gesamtbrückenfunktion erwähnen, dann zeigen wir den kleinkarierten Schwabenmut. Jetzt werden die Pfeiler für die Stadt am Fluss geschlagen. Dazu gehören Freibereiche am Fluss, beim Stadtmuseum, die zentrale Stadtbrücke und auch das Heim-Areal. Wenn wir das versauen, dann brauchen wir auch keinen Werbering mehr. Mein Vorschlag: Die Brücke oder das Heim-Areal von den Künstlern Angie & René Heinze aus Esslingen/Lichtenwald gestalten lassen. Oder wenigstens eine Nürtinger Imperia in den Kreisverkehr oder auf die Brückenmitte. Der Bauplan für das Heim-Areal steht quasi schon fertig als Entwurf in deren Homepage. Und teuer ist es auch nicht. Dann käme unsere Identität auch an den richtigen Platz. Und dem Werbeimage täte es auch nicht schaden.

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