Leserbriefe

Sorge um Hunde – bei Menschen untätig

Heiko Morgenthaler, NT-Zizishausen. Zu den Artikeln „Wie viele Hunde dürfen in eine Wohnung“ vom 22. Oktober und „Zwei Tote bei Wohnhausbrand“ vom 3. November. Im ersten Bericht geht es um zwei Frauen, die zusammengezogen sind und dann geheiratet haben. Die beiden wohnen in einer großen Eigentumswohnung mit Garten. Da eine von ihnen vier Hunde besitzt und die andere beim Einzug drei Hunde mitbrachte, wohnen sie seitdem zusammen mit ihren sieben Hunden. Nun hat die Baubehörde die Haltung von sieben Hunden trotz ausreichend Platz und bester Pflege untersagt, da es nach deren Meinung nicht gebietsverträglich ist. Das Ehepaar ist nun gezwungen, sich von vier ihrer geliebten Hunden zu trennen oder müssen sie ihre Wohnung verkaufen und die Finanzierung einer anderen Immobilie stemmen. Wobei sie immer noch das Risiko tragen dass später wieder die Baubehörde ihr Veto einlegt.

In einer von Privat vermieteten Immobilie leben zwanzig Menschen auf engstem Raum unter mehr als prekären Umständen. Die monatliche Miete der Bewohner für die teils fensterlosen kleinen Zimmer beträgt 590 Euro, dies ist gewiss als Mietwucher anzusehen und wird vom zuständigen Jobcenter übernommen. Ich will jetzt gar nicht weiter darauf eingehen, dass es womöglich Aufgabe der Stadt Nürtingen ist, für sozial schwache Menschen bezahlbaren Wohnraum zu stellen. Aber was absolut fassungslos macht ist, dass die Baubehörde von den katastrophalen Zuständen unterrichtet war und genau wusste, in welch desolatem Zustand sich die Immobilie befand.

Durch die Überbelegung des Hauses war es nur eine Frage der Zeit, dass mit einem solchen Unglück gerechnet werden musste. Wo waren hier die zuständigen Sachbearbeiter des Bauamtes, um bei der dramatischen Situation einzuschreiten, um Leben zu retten? Ist die Behörde derart personell unterbesetzt oder aus anderen Gründen zeitlich nicht in der Lage, sich um solch elementare Angelegenheiten zu kümmern? Falls dies nicht zutrifft, bleibt die Frage offen, mit welchen wichtigen Aufgaben die Sachbearbeiter der Behörde beschäftigt sind. Die Bilanz beträgt in diesem Fall den Verlust von zwei Menschenleben und mehreren zum Teil schwerverletzten Bewohnern und Rettungskräften.

Es ist natürlich einfacher, in der Sache mit den vermeintlich zu vielen Hunden dem Bürger aufzuerlegen, sich von einem Teil seiner „überschüssigen“ Hunde zu trennen als selber in seiner Zuständigkeit Verantwortung für die Bürger zu übernehmen und einen Missstand zu beseitigen.

Zur Startseite