Leserbriefe

Sind die Opfer schon vergessen?

Henning Schöpe, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Der Kommunismus und die Vorbehalte“ vom 26. Januar. Der Kreisverband Esslingen der Partei Die Linke sah sich genötigt, in einer Resolution die entlarvenden Äußerungen ihrer Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch zu erklären. Zur Erinnerung: Frau Lötzsch möchte wieder neue Wege ausprobieren, neue Wege zum Kommunismus! Und da die Empörung über diese Aussage gewaltig war und ist, beschwört man sofort die erprobten Totschlagargumente. Von Kommunismuskeule, Antikommunisten, Denk- und Sprechverboten ist die Rede, obwohl sie diese selbst bestens beherrschen. Jeder in dieser demokratischen Partei habe das Recht, seine Auffassung zu vertreten, auch Frau Lötzsch. Nur ist diese nicht nur einfaches Parteimitglied, sie ist eine von zwei Parteivorsitzenden dieser linken Partei. Sie gibt die Richtung vor und sie hat das Ziel genannt, den Kommunismus.

Die ehemalige „WASG“ mitsamt ihrer Führung hat sich vor den Karren der Altgenossen der SED/PDS durch die Vereinigung zur Partei Die Linke spannen lassen, jetzt weiß es jeder, wohin der Karren rollen soll, in Richtung Kommunismus. Das gab es doch alles schon und das „Experiment“ mit dieser Ideologie zieht eine Blutspur durch das 20. Jahrhundert und ist mit Nordkorea und Kuba heute noch nicht beendet.

Sind die Opfer dieser Ideologie schon vergessen, oder waren sie gar selber schuld an ihren Schicksalen? Wie haben die neuen Herren nach Lenins Oktoberrevolution im damaligen Russland gewütet, wie viele Millionen Menschen wurden unter Stalin vernichtet, wie viele Völker geknechtet, wie viele verschwanden in den Lagern des Kommunismus? Stalin überfiel Finnland und Polen wenige Tage nach Hitler von der anderen Seite, löschte später die polnische Elite aus und überzog nach Kriegsende halb Europa mit dem roten Terror und seinen brutalen Machtgelüsten. In der folgenden sowjetischen Besatzungszone gab es grausamste Verfolgungen, Inhaftierungen, selbst von jungen Menschen, Todesurteile und Verschleppungen in Lager, Zuchthäuser.

Auch die anderen Völker des entstandenen Ostblocks entgingen ihren Schicksalen nicht, nach dem Volksaufstand 1953 in der DDR wurde der Aufstand der Ungarn 1956 blutig niedergeschlagen, 1968 dann der „Prager Frühling“ und in den 80er-Jahren die Aufstände in Polen. Andere Regime wie Maos Kommunisten in China annektierten Tibet, verelendeten das Volk durch die sogenannte Kulturrevolution und schlugen 1989 die Studentenrevolte in Peking nieder. Mit dem Beifall der SED. Die Steinzeitkommunisten in Kambodscha brachten circa ein Drittel ihres Volkes um, damit wollten sie das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft erreichen. Alle diese Herrscher waren auf der Suche nach dem wahren Kommunismus, alle vergossen sie das Blut unschuldiger Menschen. Und wieder begeben sich Menschen auf die Suche.

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