Leserbriefe

Schöpfung bewahren

Klaus-Dieter Tempel, NT-Neckarhausen. Zum Artikel Wir werden am Großen Forst festhalten vom 28. Februar. Jetzt hat sich Herr Heirich auch noch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden ins Boot geholt, um mit ihnen gemeinsam die Bebauung des Großen Forsts voranzutreiben. Mich erschreckt und erschüttert dies, dass von den Spitzenbeamten der Gemeinden keiner dabei ist, der ein Gefühl dafür hat, was da geschehen soll. Es wird nur nüchtern und kalt gerechnet, was vielleicht die Stadtkasse und der Zweckverband an Mehreinnahmen haben könnten, und dies wird mit dem Wohl der Stadt gleichgesetzt.

Der Bevölkerung wird zugleich vorgehalten, dass sie mit zu viel Emotionen, das heißt Gefühlen, an die Sache herangehe. Aber genau das ist nötig, unumgänglich und völlig natürlich. Eine Landschaft zu betrachten hat etwas mit Gefühlen zu tun und nicht nur mit der Frage nach ihrer Nutzung. (Wer da keine Gefühle entwickelt, hat einen blinden Fleck in seiner Seele. Der Gedanke an die großflächige Bebauung des Großen Forsts ist für mich sogar mit Schmerz verbunden.) Nur mit Gefühlen können wir der Umweltzerstörung Einhalt gebieten gegen den unermesslichen Landhunger von Industrie und Kapital und ihren Verbündeten in den Rathäusern und den übergeordneten Ämtern. Nur mit Gefühlen können wir die Schöpfung bewahren, Landschaft pflegen und Landwirtschaft erhalten. Das hat zudem auch etwas mit Vernunft zu tun.

Herr Heirich sprach von einem Baubeginn noch 2008. Wie soll das möglich sein, da wir doch lesen konnten, dass die Pachtverträge bis 2010 abgeschlossen sind? Will er Verträge brechen? Er sprach von landschaftsschonender Bebauung. Umpflanzungen, Dachbegrünung, Versenken von Gebäudeteilen. Die beanspruchte Fläche bleibt versiegelt, das Landschaftsbild ist dahin. Ersatz- und Ausgleichsflächen mag es vielleicht für die Landwirte geben, aber nicht für die zerstörte Landschaft und die Zubetonierung besten Ackerbodens. Und zu behaupten, das Landschaftsbild sei jetzt schon durch verschiedene Gebäude beeinträchtigt, halte ich für ziemlich dreist. Etwas mit dem geplanten Gebäude Vergleichbares ist rund um den Großen Forst nicht zu entdecken. Will Herr Heirich wirklich, dass der geplante Monumentalbau als Heirich-Denkmal in die Nürtinger Geschichte eingeht? Noch kann ich das nicht glauben. Zudem erwarte ich, dass die von ihm angekündigte Bürgerbeteiligung kein Scheinmanöver wird, sondern die Meinung der Bürgerschaft auch ernst genommen wird bis hin zur Aufgabe des Großprojekts.

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