Christian Bürk, NT-Neckarhausen. Beim Blick auf die Homepage der Private-Equity-Gesellschaft Permira ist festzustellen, dass das Engagement bei Hugo Boss dort nicht existent ist. Kein Hinweis, keine Fakten. Dasselbe zum Thema Valentino, der ehemaligen Muttergesellschaft von Boss, über die Permira zu Boss erst vorstoßen konnte. Das lässt Fragen nach der Öffentlichkeitsarbeit aufkeimen, muss aber für sich nichts bedeuten.
Welche Anlagestrategie Permira im Falle Hugo Boss auch genau verfolgt: es handelt sich nicht um ein langfristiges Engagement. Nüchtern betrachtet steckt hinter dem Investment der Anspruch von Einzelinvestoren, das in den Boss-Deal investierte private Eigenkapital, welches sie Permira zur Investition anvertrauten, rasch in vorgegebener Zeit zu vermehren. Eigentlich ist das nichts Besonderes. Auch jeder kleinere Immobilien- oder Wertpapiereigentümer erwartet, dass sein sauer Erspartes möglichst risikoarm und gleichzeitig rentierlich angelegt ist.
Interessant wird es, wenn zu einer solchen Firmenübernahme neben dem von den (Privat-)Investoren zur Verfügung gestellten Eigenkapital zusätzlich von Banken geliehenes Fremdkapital in großer Höhe aufgenommen wird. Dann müssen möglicherweise andere Renditeerwartungen erfüllt werden. Die Refinanzierung dieses Fremdkapitals (Risiko für die Banken!) kostet Geld. Und ein Gläubiger wartet nicht lange, er will Ergebnisse sehen. Der Zeitfaktor wird dann zum Stressfaktor für die Private-Equity-Gesellschaft. (Wozu genau die von Permira geforderte und nun wohl in großer Eile und mit weitreichenden Konsequenzen durchgesetzte Kapital- Sonderausschüttung bei Boss verwendet wird, ist aber letztlich einerlei.)
Das Investment bei Boss macht genau dann Sinn für den PE-Investor Permira, wenn die Renditeprognose für das Gesamt- Engagement günstig ausfällt, also wenn die Zinsbelastung für das eingesetzte Eigenkapital beziehungsweise für das geliehene Fremdkapital (in Prozent) niedriger ist als die erwartete Rendite (in Prozent), die das Unternehmen Boss nach Einschätzung der Investoren zukünftig abwirft. Es ist für ein solches Modell vorteilhaft, möglichst wenig Eigen- und viel Fremdkapital einzusetzen. Das wird Leverage Effect (Hebel-Effekt) genannt. Gemessen wird der Erfolg zum Beispiel an der Gesamtkapital-Rendite (RoI) oder an der Eigenkapital-Rendite (RoE). Sind die Kapitalmarktzinsen so günstig wie zurzeit und ist das Risiko begrenzbar, dann wird so ein Investment zur cash cow, auf Neudeutsch zum Dukatenesel.
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