Leserbriefe

Politisches Lehrstück der besonderen Art

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Roos, Nürtingen. Zum Artikel „Hitzige Debatte um Plochinger Bahnhof“ vom 25. März.

Der Plochinger Bahnhof kann mit 17 Millionen Euro aus dem Investitionsprogramm der Bundesbahn und des Landes strukturell und vor allem barrierefrei ertüchtigt werden. Die Stadt Plochingen müsste davon 20 Prozent tragen, im Plochinger Fall sind das 3,4 Millionen. Weil die aber für die Größe von Plochingen ein unverhältnismäßig großer Anteil ist, wurde er auf 1,2 Millionen Euro gesenkt. Da aber Plochingen nur die Hälfte, also 600 000 Euro leisten kann, sollte der Landkreis die anderen 600 000 Euro übernehmen. Der Plochinger Bahnhof ist ein wichtiger Knotenpunkt. Wer den Plochinger Bahnhof als Zugfahrer kennt, weiß, dass diese Sanierung längst überfällig ist. Das Zu- beziehungsweise Umsteigen ist mit Gepäck, als Gehbehinderter, Rollstuhlfahrer, Fahrradfahrer oder mit Kinderwagen nur mit Hilfe möglich. Als Alleinreisender fährt man besser nach Stuttgart und steigt dort um. Solange dort der Kopfbahnhof noch existiert, ist das Umsteigen selbst mit einem bepackten E-Bike problemlos möglich. Viele scheuen dies und fahren gleich mit dem Auto.

Die gute Nachricht ist für alle Zugreisenden, dass dieser Umweg nach der Sanierung künftig wegfällt und Zeit und Geld gespart ist. Bei der Diskussion über die Übernahme der 600 000 Euro durch den Landkreis haben die Vertreter der Parteien, die unter anderem Barrierefreiheit und klimafreundliche Mobilität ganz oben auf der Agenda haben, nämlich Grüne und SPD, diese Übernahme abgelehnt.

Bei einem Kreishaushalt von über 720 Millionen Euro sind die 600 000 Euro, die den Bürgern das Zugreisen erleichtert und unter Umständen weitere zum Zugfahren animieren, ein bescheidener Beitrag. Dies ist ein politisches Lehrstück der besonderen Art, das sich im Kreistag abgespielt hat. Was der politische Gegner will, will ich nicht. Das Projekt wird dennoch realisiert, da den anderen Parteien die Unterstützung der Bürger wichtig war und sie mehrheitlich für die Förderung stimmten. Der Hinweis der ablehnenden Parteien, dass die Bahn hier in der Verantwortung ist, ist richtig. Man weiß aber schon seit Jahren, dass die Bahn ein dysfunktionales System ist. Es wäre mehr geholfen, wenn die Politiker dieser Parteien, die derzeit in der Bundesregierung das Sagen haben, auf die Verantwortlichen einwirken würden um Änderungen zum Positiven zu bewirken, schließlich ist die Bahn ein Staatsunternehmen.

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