Leserbriefe

Plädoyer gegen schwere Waffen

Niklas Deeg, NT-Reudern. Der Schützenverein Kohlberg plant das Großkaliberschießen auf einem Grundstück, das die Gemeinde an ihn verpachtet hat. Fünf Jahre nach dem Amoklauf in Winnenden ist offensichtlich genug Gras über die Sache gewachsen, um auf der Anlage zu Sportzwecken mit Waffen zu schießen, die nur zu einem Zweck gebaut wurden: andere Menschen möglichst zielgenau und effizient zu töten.

Als Bürger einer Nachbargemeinde bin ich durch die Lärmbelästigung und den Schrecken bei den Schüssen nur betroffen, wenn ich mit meiner Familie auf dem Jusi wandern oder grillen möchte (was ich dann wohl sein lassen würde). Schwerer wiegt für mich aber das Gefühl der Beeinträchtigung der Sicherheit und fassungslos bin ich, dass es offenbar keinerlei Bewusstsein über den Sinn und Zweck schwerer Feuerwaffen und keine Diskussion über ihre Berechtigung gibt. Ich kann mir die Tatsache, dass der Gemeinderat und der Bürgermeister in Betracht ziehen, den Interessen des Schützenvereins nachzukommen, nicht erklären.

Der Bürgermeister verweist nach Anfrage auf die Rechtslage und ein Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt, das aufgrund des Gesetzes zur Lärmemission entschieden wird. Die Gemeinde als Eigentümer des betreffenden Grundstückes entscheidet letztlich aber über die Nutzung des Geländes. Ich denke, Gemeinderat und Bürgermeister sollten sich im Klaren sein, dass es nicht genügt, Lärmschutzverordnungen zu befolgen, sondern dass sie hier im Grunde auch eine moralische Entscheidung bezüglich des Einsatzes von Großkaliber-Schusswaffen sowie eine sittliche Entscheidung vor dem Hintergrund der Ereignisse in Winnenden und Wendlingen zu treffen haben.

Eine öffentliche Diskussion ist hier zwingend und kann sich nicht nur auf Kohlberg beschränken. Ich hoffe, dass dies auch im Interesse des Schützenvereins ist und die Mitglieder, die sich für den Gebrauch von Großkaliberwaffen einsetzen, namentlich dazu stehen und in der Lage sind, diesen zu begründen. Für Kohlberg und die Region gilt es, größeren Imageschaden abzuwenden.

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