Leserbriefe

Pandemie als Türöffner

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Vielfältige Einschränkungen drängen, damit wir uns intensiver mit uns selbst beschäftigen. So zieht die bis zur Schmerzhaftigkeit desinfizierte Haut der Hand plötzlich mehr Aufmerksamkeit auf dieses Körperteil. Ein Fingerspiel demonstriert die faszinierende Motorik und Feinfühligkeit. Wer hier einen Schöpfer oder die göttliche Begabung der Natur zur Kenntnis nimmt, sieht demütig auf das Konstrukt.

Wo Geschichte und ihr Leid ein Stück Zivilisation gesichert haben und ein für Menschen mögliches Maß an Freiheit Gemeinschaft bildet, lässt es sich leben. Wer seine sinnvolle, einfältige oder aggressive Meinung ungestraft aussprechen oder in sein Bad gehen und sich warmes Wasser über das Gesicht laufen lassen kann, wer immer Trinkwasser in der Küche findet und nicht hungern muss, wer sich in sein Bett legen oder im eigenen Zimmer wärmen kann und in der Morgenzeitung seine Begegnung mit der Zeit beziehungsweise der Welt erfahren darf sowie zum Überfluss vielleicht noch die Kostbarkeiten, einen Lebenspartner und Freunde, an seiner Seite weiß und last, not least, eine erträgliche Gesundheit besitzt – der ist beneidenswert.

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