Leserbriefe

Nürtingen und der neue Papst

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Der Papst in Nürtingen?“ vom 19. März. Man liest ganz oben auf der Website der Stadt: „Nürtingen: Das ist viel mehr als die Stadt der drei H’s – Hölderlin, Härtling und Harald Schmidt“. Aha, also alles was mit H anfängt, und dann noch viel mehr. Heirich, Heller, Henzler fehlen. Und manche historisch Bedeutsame fallen ebenso durch. Eduard Mörike doppelt. Hermann Hesse dagegen landet einen Zwei-Punkte-Wurf. Der war aber nie hier. Ich schlage nun vor, die Nürtinger Galionsfiguren systematisch zu bestimmen.

Tourismusförderung, City-Marketing und Stabs-Team: Aufgepasst! Bedeutende Menschen mit Bezug zu dieser Stadt teilt man in zwei Kategorien: Die von hier sind, und die zugezogen sind. Beide Kategorien zerfallen in je zwei Klassen: sitzen Gebliebene und Gegangene. Zum Beispiel Hölderlin: von hier, aber gegangen; hat viel geschimpft. Härtling: auch gegangen, aber zuvor gekommen; hat viel getadelt. Mein Lateinlehrer Moritz Kerker: gekommen, hier sitzen geblieben; hat viel bewirkt. Brauer Heinrich Schöll: von hier, sitzen geblieben; hat viel gebraut. Wäre ich hinreichend bedeutend, säße ich gewiss hinter ihm. Wie früher hinter seinem Bier, in den „Vier Jahreszeiten“.

Und dann gibt’s die nie Gekommenen. Darunter findet man etwa Mozart, Frau Merkel, Clint Eastwood und alle Päpste. Und nun öffnet der Beitrag von Jürgen Gerrmann eine Tür: Dies ist die Stunde, den Papst an den Neckar zu bitten, zu Ruhm und Ehre unseres Namens. Nächstes Jahr am besten, zur Grundsteinlegung für die Neckarvillen. Und für das Teufelsbrücklefundament; das müsste einem Pontifex besonders liegen. Und davor mag er beim Seniorenmaientag Grundlegendes sagen. Den angemessenen Predigttext kennt er schon, aus Hölderlins „Hyperion“: „So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefasst, noch weniger zu finden.“ Und dann kann’s endlich aufwärts gehen hier!

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