Leserbriefe

Nette Homestory zu S21

Kai Hansen, Nürtingen. Zum Artikel „Man muss aufeinander zugehen“ vom 5. Oktober. Wenn Bernhard Bauer in der Samstagsausgabe der NZ den Projektgegnern von S21 die Hand reicht zum Dialog, dann macht das einen guten Eindruck. Der neue Vorsitzende vom Verein Stuttgart 21 hat zwar nichts zu sagen, möchte es aber gerne nett. Als Handballtorwart kann er offenbar Bälle abhalten. Die Aussage der Interviewerin, dass der Schwarze Donnerstag 2010 das größte Problem des Projekts S21 sei, erstaunt vermutlich jeden Kenner mit gesundem Menschenverstand. Herr Bauer entschuldigt sich dann auch artig, stellvertretend für die vier bis fünf Granden im Land, die dieses Projekt unbedingt durchdrücken mussten. Verlust und Nutzengewinn stehen von Anbeginn in Frage. Vernünftige Prüfung wurde beiseitegetrickst. Kompromissbereitschaft beim Hauptbahnhof fehlt vollkommen. Inhaltlich wird in dem Interview mit keinem Wort darauf eingegangen, dass bisher noch jeder Kritikpunkt derer eingetroffen ist, die sich kein X für ein U vormachen lassen wollen. Die für die Region wichtige Funktionstüchtigkeit des Hauptbahnhofs bei zunehmendem Bahnverkehr ist und bleibt das Thema.

Stattdessen erfahren wir zum Beispiel, dass das Publikum die tulpenförmigen Stützen der Dachfenster schön findet und als Fortschritt anerkennen möge. Was Herr Bauer unter Dialog versteht, bleibt im Nebel. Etwas anderes, als vage Hoffnung zu verbreiten, wäre es, sich inhaltlich in der Sache in Bezug auf die Abwendung der Schwachstellen zu bewegen. Eine nette, aber tendenziöse Homestory zu S21, fast ganzseitig inhaltsschwach, widerspricht jedenfalls meinem Verständnis von Dialog und von seriösem Journalismus.

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