Leserbriefe

Massenmedien und Massenmörder

Hartmut Schewe, Aichtal. Zum Tagesthema „Nicht zu begreifen“ vom 25. Juli. Kurt Tucholsky fragte in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts, was Satire dürfe. Seine Antwort war nach vorangegangener Begründung schlicht und einfach: „Alles!“ Es stellt sich die Frage, ob Massenmedien auch alles dürfen. Ob sie sich unter dem Vorwand der Information als Plattform zur Selbstdarstellung eines kranken Massenmörders hergeben dürfen. So wie jetzt im Falle des Massenmörders in Norwegen geschehen. Es ist nichts Neues, dass Mörder dieser Art die Öffentlichkeit suchen, um unsterblichen Ruhm zu gewinnen. Müssen die Medien solchen Verbrechern diesen Gefallen tun und damit Nachahmungs-Märtyrer geradezu ermuntern? Um möglicherweise ungewollt und unnachweisbar neue Opfer zu produzieren?

Da übernehmen die Medien weltweit die fotografischen Selbstdarstellungen des Schlächters genau so, wie der das wollte. Er hat sich vor dem Massenmord selbst inszeniert. In allen Medien ist die Selbstdarstellung zu sehen. Der Name des Unglückseligen ist ebenfalls überall zu lesen. So ist ihm im Kreise der gleichgesinnten und gewaltbereiten christlich-fundamentalistischen Rechtsradikalen ein ehrendes Andenken gewiss. Der Ku-Klux-Klan lässt grüßen. Wo sind die Namen der Opfer zu lesen, wo ihre Fotos zu sehen?

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