Leserbriefe

Man will sich von den „Altlasten“ befreien

Peter Krüger, Nürtingen. Zum Artikel „Fleischmann auf dem Abstellgleis“ vom 6. August. Die etwas reißerische Überschrift passt nicht zu den Tatsachen. Die Firma Gebrüder Fleischmann wurde bereits im Jahr 2008 von der Holding Modelleisenbahn GmbH übernommen, über den Kaufpreis gibt es keine Informationen. Bekannt wurde jedoch, dass Fleischmann in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war und deshalb verkaufen musste. Die Modelleisenbahn GmbH, die sich zuvor schon die österreichische Marke Roco einverleibt hatte, hat dann begonnen, die Produktion der Fleischmann-Erzeugnisse in ihre Werke in Österreich, in Rumänien und in der Slowakei zu verlegen. Der Fleischmann-Standort Nürnberg wurde ganz aufgegeben, anschließend wurde die Mitarbeiterzahl im verbliebenen Werk Heilsbronn immer weiter reduziert. Die Modelleisenbahn GmbH, hinter der zunächst eine Bank stand, wechselte mehrmals den Besitzer, im Jahr 2011 gab es ein sogenanntes Management-Buyout.

Nicht ganz klar ist, wem aktuell die Formen (das wichtigste Material) der Marken Fleischmann und Roco gehören, eventuell gehören sie noch immer einer Bank. Die aktuelle Insolvenz des Fleischmann-Restbetriebes in Heilsbronn soll, was sie nicht gemeldet haben, in Eigenregie abgewickelt werden. Ziel ist, dieses Unternehmen von den Betriebsrenten-Zahlungen für die ehemaligen Fleischmann-Mitarbeiter zu befreien. Diese Betriebsrenten gingen dann zu Lasten des sogenannten Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG), also im weitesten Sinne zu Lasten der Allgemeinheit.

Über dieses Vorgehen, ein Unternehmen gewissermaßen auszuschlachten, um sich anschließend durch eine Insolvenz von den sogenannten „Altlasten“, hier den Pensionszahlungen, zu „befreien“, kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Die Produktion oder Lieferung der Fleischmann-Erzeugnisse hat jedoch mit der aktuellen Insolvenz gar nichts zu tun, die Marke Fleischmann wird es also weiterhin geben.

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