Leserbriefe

Machen keine Politik mit Fremdenhass

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Kommentar „Die Geister . . .“ vom 18. Juni. Im Roßdorf gibt es keine Geister. Und man ruft auch keine. Man nimmt das Bürgerrecht wahr, in eine Gemeinderatssitzung zu gehen, wenn Stadtteilinteressen auf dem Spiel stehen. In unserem Hochhaus Liebermannstraße wird nicht mit Fremdenhass Kommunalpolitik gemacht. Wer anderes behauptet, der lügt.

Wir sind ein Mehrgenerationenhaus, ein Haus der Nationen. In wechselnder Besetzung leben hier 120 Familien mit rund 50 Kindern. Aus Ungarn, Polen, Italien, Spanien, Russland, Kasachstan, Kirgisien, Jordanien, Syrien, den USA, der Türkei, aus Japan – und aus ganz Deutschland. Vor zwölf Jahren war unser Haus Bundessieger beim Wettbewerb „Starke Helfer“.

Die Bebauung der Nanz-Wiese lehnen wir ab, weil uns vor der Haustür viel freier Raum zusteht, weil man nicht unter Hochspannungsleitungen baut und weil man nicht „nachverdichtet“, wo es schon maximal dicht ist. Das habe ich in unserem Hauseingang ausgehängt und im Internet mitgeteilt. Die ganze Umgebung hat gefragt, was man da tun kann. Ich: Sitzung besuchen, zuhören, das macht Eindruck. Oh jerum, wie wahr!

Nach unserer Eigentümerversammlung vom 9. Juni habe ich meine Mitbewohner über die Absicht der Stadt informiert, die Wiese vor unserem Haus zu bebauen. Der OB aber brachte unsere Interessen mit Naziaufmärschen in Zusammenhang, die im Internet angekündigt worden waren. Alles ärgerlich. Aber schlimm ist, dass der Skandal vom Dienstag viele junge Leute verprellt hat, die sich zum ersten Mal ins Rathaus getraut haben. Ein Desaster in politischer Bildung.

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