Leserbriefe

Lesben und Schwule kämpfen weiter

Renée-Maike Pfuderer, Stuttgart. Der CSD in Stuttgart und seiner Region ist nun für 2009 Geschichte. Es machte einfach wieder Mut, die Massen an Zuschauern während der Politparade zu sehen. Dies ließ uns den Stress und die Mühen der Vorbereitung vergessen. Für kurze Zeit durften wir auch vergessen, dass wir eben in einem Bundesland leben (dürfen), in dem wir in unseren Rechten nach wie vor beschnitten werden. Am extremsten sicher im Lebenspartnerschaftsgesetz, speziell hier in Baden-Württemberg, und bundesweit was das Adoptionsrecht anbelangt. Unsere Parade war dieses Mal, von den Wagen der Parteien abgesehen, bewusst parteineutral gehalten. Selbst mir als Aktivistin von Bündnis 90/Die Grünen war es recht, dass wir nicht in die eine oder andere politische Ecke gestellt werden konnten.

Nun sind die Podiumsdiskussionen, die kulturellen Veranstaltungen, Gedenkveranstaltungen und leider auch die Partys wieder einmal vorbei. Nun heißt es weiter kämpfen und klarstellen, dass über 200 000 Lesben und Schwule in dieser Region eben auch Wähler sind (seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass sieben bis zehn Prozent der Bevölkerung homosexuell sind). Wir wollen unser Leben ganz normal gestalten. Dazu gehört eben auch, dass wir mit unseren Partnerinnen und Partnern Familien gründen wollen. Regenbogenfamilien, Familien, in denen Liebe und Fürsorge den gleichen Stellenwert genießen wie in heteronormativen Familien. Kinder sollen da aufwachsen, wo es Liebe gibt und die ist genauso bei uns Menschen unter dem Regenbogen zu finden. Wir werden uns sicher in großer Mehrheit für Parteien entscheiden, bei denen wir auf offene Ohren stoßen oder, wie in meinem Fall, aktiv und ohne jeglichen Vorbehalt mitarbeiten dürfen. Über 200 000 lesbische oder schwule Menschen sind mehr Wahlberechtigte als sie zum Beispiel der Wahlkreis Nürtingen bei der Wahl vor vier Jahren hatte.

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