Leserbriefe

Immer gegen die Frauen

Gabriele C. Kapp, Unterensingen. Kürzlich besuchte ich das Schreiber-Museum in Esslingen. Im äußerst sehenswerten Schauraum wird die wunderschöne Geschichte der Wurzelkinder präsentiert. Ein Papiertheater aus Berlin zeigt das Kontrastprogramm: Rumpelstilzchen. Ich kenne das Märchen, doch was hatte ich erwartet? Ein gewissenloser „Vater“ verscherbelt aus Prestigegründen seine Tochter an den König.

Dieser, ebenso gewissenlos wie habgierig, verlangt das Unerfüllbare: Stroh zu Gold zu spinnen, und zwar ein bisschen dalli und jede Nacht mehr, sonst wird sie ermordet. Im Gelingensfall muss sie, welch Glück, obwohl nur wertlose Müllers-Tochter, den asozialen Monarchen heiraten. Ein weiterer Ausbeuter in Form eines renitenten Zwerges fordert ihr auch noch das Kind ab. Eine Mutter kommt, wie so häufig, nicht vor. Schon gar keine, die was zu bestimmen hätte. Was für eine schöne Einführung schon für Kleinkinder in ihre patriarchalen Rollen!

Und endlich hat sich für mich die Frage beantwortet, wieso kleine Jungs schon im Kindergarten schreien: „Mit Mädchen spiel ich nicht!“ Denn wer solidarisiert sich schon gerne mit Verlierern? Das war nicht wirklich ein Beitrag zu den internationalen Frauentagen – oder doch? Und falls uns die obige Geschichte irgendwie aus diesem Land bekannt vorkommt, liegt es vielleicht daran, dass erst kürzlich der Deutsche Herr Ratzinger ein neunjähriges Mädchen, deren Mutter und eine Ärztin exkommuniziert hat, weil das missbrauchte Mädchen eine Zwillingsschwangerschaft abgebrochen hat (der Missbraucher ist dagegen ausdrücklich willkommen in „Mutter Kirche“).

Dann ist es hierzulande offensichtlich juristisch nicht möglich, Kinderpornos im Internet zu sperren, und ein milchgesichtiger Jugendlicher exekutiert gezielt Mädchen in einer Schule. Fragen sich die Leser jetzt immer noch, wieso unsere Gesellschaft so gewalttätig ist? Na, weil es funktioniert!

Darwin kann nichts dafür. Er sagt, dass die Stärkeren gewinnen, und Gewalt ist keine Stärke, sondern Feigheit! Sonst wären die ersten Menschen gleich den Wildtieren zum Opfer gefallen. Alle Entscheidungen müssen darauf untersucht werden, ob sie dem Leben und der Liebe dienen. Frieden und Freiheit von Herrschaft ist nur auf Augenhöhe zu machen. Eine Inventur auf allen Ebenen ist dringend nötig mit einem klaren Ja zu echter Stärke und null Toleranz gegen jede Art von Gewalt.

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