Sebastian Kurz, Neckartailfingen. Zum Artikel „Mit höheren Einnahmen Schulden getilgt“ vom 4. Oktober. Dem Artikel habe ich entnommen, dass der Gemeinderat zum wiederholten Mal den mangelnden Hochwasserschutz in der Gemeinde Neckartailfingen kritisiert und die Verwaltung zum Handeln aufgefordert hat. Man stelle sich vor: Viele Straßen und Häuser in Neckartailfingen stehen bis zu zwei Meter unter Wasser. 400 Menschen im Ort fehlt der Fluchtweg in die rettenden Obergeschosse oder auf die Dächer. Was für viele utopisch klingen mag, ist jedoch eine Berechnung des Hochwasser-Risikomanagements des Umweltministeriums von Baden-Württemberg. Und wir reden hier nicht mehr über Sachschäden, sondern über Menschenleben. Im Zuge der Krisenmanagementplanung hat das Ministerium der Gemeinde daher die Entwicklung von Konzepten für die Rettung der Personen mit großem Risiko, das heißt ohne vertikale Evakuierungsmöglichkeit, empfohlen. Umgesetzt wurde dies nach Auskunft der Landesanstalt für Umwelt jedoch nicht.
Immer wieder wird die Gemeinde am Neckar vom Hochwasser heimgesucht. Viele Bürger kennen die Gefahr. Daher versprach schon im Jahr 2006 (!) der damalige Bürgermeister Jens Timm den Hochwasserschutz in Neckartailfingen zu verbessern, da bisherige Maßnahmen nicht ausreichten. 2013 versprach Timm erneut die Verbesserung des Hochwasserschutzes und nannte als Baubeginn das Jahr 2014. Die geplanten Kosten beliefen sich damals auf 1,27 Millionen Euro. Nachdem im Jahr 2016 in Sachen Hochwasserschutz immer noch nichts voranging, riet das Ingenieur-Büro Fritz der Gemeinde, den Bauabschnitt an der vom Hochwasser am meisten gefährdeten Stelle auf eigene Kosten umzusetzen. 46 000 Euro hätte dieser Bauabschnitt die Gemeinde gekostet und die Maßnahme wäre ein wichtiger Bestandteil zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Neckartailfingen gewesen. Im Februar 2017 versprach der neu gewählte Bürgermeister Gertitschke: „Wir sind auf einem guten Weg. Beide Hochwasserschutzprojekte befinden sich in der Genehmigungsphase. In vier bis fünf Monaten soll grünes Licht vorliegen“. Mittlerweile sind weitere 20 Monate vergangen – ohne Umsetzung.
Das letzte Hochwasser und die Überflutungen der vergangenen Jahre scheinen bereits vergessen zu sein – dabei schrammte die Gemeinde 2013 nur knapp an einer Katastrophe vorbei. Als Bürger müssen wir jetzt die Umsetzung des Hochwasserschutzes einfordern. Eine Zeitschinderei ist nicht hinnehmbar. Das Einzige was sich in dieser Sache bisher bewegt hat sind die Kosten. Diese haben sich von geplanten 1,27 Millionen Euro auf 2,25 Millionen Euro fast verdoppelt.
Leserbriefe | 03.05.2024 - 05:00
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Leserbriefe | 03.05.2024 - 05:00
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