Leserbriefe

Herausforderung: Testen ohne Test-Kit

Steffen Seischab, Frickenhausen.

Die Hälfte des Lebens besteht aus guter Vorbereitung, sagt man. Während ich gut damit klarkommen kann, wenn es eine bestimmte Speiseölsorte eine Zeit lang im Supermarkt einfach nicht gibt, wird es schon schwieriger, wenn beide Elternteile in Quarantäne sind und es am Ort schlichtweg keine Corona-Tests zu kaufen gibt. Also werden Drähte zu Bekannten in Nürtingen aktiviert, die aber das Gleiche melden: keine Tests da. Was tun? Sollen jetzt die Kinder auf Weltreise geschickt werden, um irgendwo diese verdammten Tests aufzutreiben? Wenn sie 18 wären und einen Führerschein hätten, würde ich sagen: in Gottes Namen fahrt so lange in der Gegend herum, bis ihr welche findet. So aber, gebunden an die Reichweite der Tälesbahn und ohne festes Ziel, halte ich das für wenig aussichtsreich.

Gelobt sei, wer viele Leute kennt, von denen einer ihm dann diese ersehnten Tests nach Haus bringen kann. Und zwar nicht nur einen, denn man ist schließlich ein fünfköpfiger Haushalt und braucht diese Dinger für eine knappe Woche. Aber ein trauriger Zustand ist das schon, spiegelt sich darin doch die offensichtliche Unfähigkeit wider, sich logistisch auf neue Corona-Wellen wie die jetzige einzustellen. Die ja auch völlig überraschend ein paar Wochen nach den Pfingstferien in einer Zeit der Sommerfeste und Großveranstaltungen kommt, wo Masken in Innenräumen nur noch von ein paar verzagten Angsthasen getragen werden. Dieweil werden wahrscheinlich in den Schulen noch Zigtausende von Testkits herumstehen, nachdem man dort die Reihentestung eingestellt hat, und ihrem Verfallsdatum entgegendämmern. Wir sollten die menschliche Lernfähigkeit nicht überschätzen.

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