Leserbriefe

Hagia Sophia soll Museum bleiben

Dr. Gerhard Steigerwald, Nürtingen. Zum Artikel „Wem gehört die Hagia Sophia?“ vom 2. Juli.

Der Islam verbietet Bilder von Menschen und Tieren besonders in Gebetsräumen, weil sie das Gebet entwerten. Staatspräsident Erdogan kann bis zum 15. Juli die Hagia Sophia in eine Moschee umwandeln. Sie wurde 537 als Zentralkirche der oströmischen, byzantinischen Christenheit eingeweiht. Am 27. Mai 1453 eroberten sie die muslimischen Türken. Darauf wurde sie zur Hauptmoschee des Reiches. Die Ausstattung für den christlichen Gottesdienst wurde entfernt, Ikonen und Mosaiken wurden ganz oder teilweise zerstört oder unter Putz gelegt. Eine Wende brachte der erste Präsident der Türkei, Atatürk, der beschloss, der Hagia Sophia den Status eines Museums zu geben. Darauf wurden die noch vorhandenen Mosaiken vom Putz befreit und restauriert.

Nun drohen diese Mosaiken wieder zu verschwinden. Damit würde in Zukunft der künstlerische Genuss von vielen Millionen Menschen zerstört. Die Hagia Sophia ist UNESCO-Weltkulturerbe. Sie zählt daher zu den Schätzen nicht nur der Türkei, sondern der ganzen Menschheit und steht unter ihrem Schutz. Jede Schädigung von Kulturgut, gleichgültig welchem Volk es auch gehört, bedeutet eine Beschädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit.

Eine Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee wäre eine Kulturschande. Es wäre ein Schlag in das Gesicht der Freundschaft, die die christlichen Länder den Moslems seit Jahrzehnten schenken. Sie haben Millionen Moslems als Gastarbeitern Arbeit gegeben, sie mit Milliarden von Euro als Flüchtlinge aufgenommen und nehmen sie auf. Die Moslems können ihren Glauben in den christlichen Ländern leben, können Moscheen bauen, ihren Kindern Religionsunterricht geben. Wir bitten Präsident Erdogan, aus Noblesse und Freundschaft darauf zu verzichten, die Hagia Sophia in eine Moschee zu verwandeln.

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