Lydia Hofstadt, Erkenbrechtsweiler. Zum Artikel „Sparkultur droht vor die Hunde zu gehen“ vom 3. Februar. Spare in der Zeit, so hast du in der Not, das war einmal das Leitmotiv des fleißigen, sparsamen Schwaben. Gerne erinnere ich mich an den Weltspartag, wenn die Kinder stolz mit ihren Sparschweinchen, gefüllt mit Groschen und ab und zu mit einem Fünf-Mark-Stück von der Oma, zur Bank kamen. Die Kinder erzählten, wie sie ihren Reichtum zusammengespart hatten. Für uns waren das unsere künftigen Kunden. Und wenn wir dann in ihrem Sparbuch die Zinsbeträge gutschreiben konnten, strahlten und freuten sie sich und nahmen das als Anreiz fürs weitere Sparen. Dieser Lerneffekt ist heute verloren.
Heute gilt, alles Kapital in die Wirtschaft zu investieren und zu konsumieren. Sparen ist out. Dabei werden die Reichen noch reicher und die breite Masse, die sowieso kaum etwas zur Seite legen kann, wird ärmer. Die Zeit, als man für größere Anschaffungen gespart hat, ist vorbei. Heute wird auf Raten oder per Leasing gekauft und oft ist, noch bevor die letzte Rate gezahlt ist, das Teil Schrott. Weil wir inzwischen zur Konsumgesellschaft geworden sind, gehen viele Zahlungsverpflichtungen ein, die nicht erfüllt werden können und am Ende steht die Insolvenz. Aber so wird das im Großen vorgemacht: Wenn man liest, dass das reiche Bundesland Baden-Württemberg im Ländervergleich in der Verschuldung Schlusslicht ist und dass trotz Rekord-Steuereinnahmen 1,2 Milliarden Schulden aufgenommen wurden, fragt man sich, ist das Großmannssucht oder Unfähigkeit? Oder ist einfach jede Verantwortung und Moral verloren gegangen?
Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
Europas Entscheidungsmoment
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Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
Saulus oder Paulus
Rolf Weber, Nürtingen. Zum Leserbrief „Fern der Praxis, fern der Realität“ vom 16. Dezember.
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