Leserbriefe

Gier und Neidkomplex

Dr. Valentin Schoplick, Schlaitdorf. Trucker-Zertifikate (eigentlich von Lateinisch certus – sicher), Knock-out-Warrants, Barrier Reserve Convertibles, Outperformance-Bonus-Zertifikate und Wraps, das sind laut „Spiegel“ einige der Ausgeburten, die sich kranke Gehirne ausgedacht und die die Welt-Finanzkrise mit verursacht haben. Das Geld wurde zum Selbstzweck, es war (ist?) nicht mehr das Mittel, um etwas Notwendiges oder Angenehmes zu erwerben. Der Mensch wurde zum Diener des Kapitals, nicht umgekehrt. Nach der ARD-Sendung „Hart aber fair“ vom 14. Januar ist der Horror-Handel immer noch möglich. Von Selbstkritik derjenigen, die die Krise verursacht haben (es sind ja keineswegs alle Banker), war kaum etwas zu spüren. Im Fernsehen verkünden „Fachleute“ wie der offensichtlich unvermeidliche Herr Sinn und Hilmar Kopper (früher Deutsche Bank), der uns das Wort „Gier“ verbieten will, dass alles nicht so schlimm ist. Und Herr Westerwelle beliebt zu bemerken, dass ärmere Schichten mit staatlichen Unterstützungsgeldern Fernsehflachbildschirme kaufen können (die andere schon haben).

Kritik wird oft mit dem Totschlagargument „Neidkomplex“ und „Gerechtigkeitsfanatismus“ mundtot gemacht. Von einer großangelegten Reform des Finanzmarkts ist kaum noch die Rede. Inzwischen kommen die Einschläge immer näher. Es ist zu befürchten, dass der Mittelstand und die Ärmeren die Zeche zahlen werden. Vielleicht erfüllt Barack Obama einige Hoffnungen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn das äußerst kostspielige Rüstungsprogramm der USA zurückgeschraubt würde. Vielleicht reduziert er auch die Bombardierung ziviler Ziele, die den Hass der betroffenen Bevölkerung auch gegen uns hervorruft.

Zur Startseite