Ulrich Immendörfer, Frickenhausen-Linsenhofen. Zu den Leserbriefen „Humanismus statt christlicher Märchen“ vom 27. Dezember 2022 und „Jeder kann glauben, was er will“ vom 14. Januar.
Schlimm an dem Leserbrief vom 27. Dezember ist, dass der Autor desselben im Grunde recht hat. Die Prediger meinen es verheimlichen zu müssen, dass auch die Weihnachtsgeschichte des Lukas keine historische Wahrheit besitzt. Zur Zeit des Zensus des Kaisers Augustus war Jesus wohl schon zwölf Jahre alt, und dass dazu jeder in die Stadt seiner Vorfahren reisen sollte, ist unwahrscheinlich. Auch wird ein fürsorglicher Ehemann seiner hochschwangeren Frau eine solche Reise nicht zugemutet haben.
Der Münchener Astrophysiker sucht den Stern am falschen Ort. Mit der Historie ist da nichts anzufangen. Bachs Weihnachtsoratorium weist da in die richtige Richtung: „Wo“, so fragen die Weisen, „ist der neugeborene König der Juden?“ Die Alt-Stimme antwortet: „Sucht ihn in meiner Brust. Hier wohnt er, dir und mir zur Lust!“ Nein, den Stern der Weisen muss man nicht am Himmel suchen, denn es wird mit dem Symbol des Sternes von einer tief innerlichen Erleuchtung erzählt, die die Weisen statt zu einem Königspalast zu einem unscheinbaren Kind führt.
Indem auch heute noch Menschen ein Licht aufgehen kann, kann so eine (unhistorische) Geschichte für uns Aktualität gewinnen. Der Autor dieses Leserbriefs hat recht. Historisch stimmt in den biblischen Texten nicht viel. Die Wahrheit biblischer Geschichten liegt niemals in der Historie. Ich liebe die orientalische Erzählkunst mit ihrer Symbolik. In dieser ist sie humanistischer Morallehre weit überlegen, zumal die Botschaft des Neuen Testaments mit Moral wenig zu tun hat. Es war doch einer der gravierenden Vorwürfe, die man Jesus machte, er sei ein Weinsäufer und ein Freund von Zöllnern und Huren.
Während Johannes der Täufer mit Gerichtsdrohungen versuchte, die Menschen zu taufen und zu ändern, predigte Jesus das Erbarmen über die an Leib und Seele Kranken, sodass Ersterer Jesus fragen ließ: Bist du überhaupt der, auf den wir hoffen, oder sollen wir auf einen anderen warten? Jesus antwortet: Erzählt, was ihr seht: Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen und den Armen wird die Botschaft von der Gottesherrschaft verkündigt.
Ja, dem Autor des Leserbriefs ist zuzustimmen: Jeder kann glauben, was er will. Aber zu echtem fundiertem Glauben fehlt oft das nötige Sachwissen. Und das wird in so mancher Predigt der Gemeinde vorenthalten, indem biblische Mythen und Legenden den Hörern als historische Fakten dargestellt werden. Es besteht so die Gefahr, dass der tiefere Sinn dieser Texte verfehlt wird. Zuweilen steht dann ein informierter Unglaube einem wenig oder gänzlich uninformierten Glauben gegenüber. Das sollte nicht so bleiben.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
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Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
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