Oliver Pum, Köngen. Zum Artikel „Ganztagsschule für die Kleinen“ vom 11. Mai.
Der Fehler ist schon in der Überschrift: es gibt kein Recht auf Ganztagsschule (GTS) für Grundschulkinder, sondern nur einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung nach dem Ganztagsförderungsgesetz. Mit solchen Ungenauigkeiten werden bei Eltern Erwartungen geschürt, die Politik und Kommunalverwaltung nicht erfüllen können. Außerdem deckt die GTS in BaWü bei Weitem nicht den Rechtsanspruch ab: Sie bietet bis zu 32 Stunden Ganztag pro Woche, der Rechtsanspruch erstreckt sich auf bis zu 40 Stunden. Ganz zu schweigen von den Ferien: nach 37 Schulwochen ist in der GTS Schluss: für elf von 15 Wochen Ferien (vier Wochen Schließzeit) sind die Kommunen dann allein verantwortlich. GTS kann vieles – aber nicht das Betreuungsproblem der Eltern lösen. Schon gar nicht, wenn die Fachkräfte fehlen. Das Deutsche Jugendinstitut hat allein für BaWü bis 2030 einen Bedarf von zusätzlich 8400 Fachkräften für den Ganztag berechnet (bei flächendeckender Einführung der GTS wären es deutlich mehr).
Im gleichen Zeitraum fehlen nach Berechnungen des Kultusministeriums (KM) 10600 Lehrkräfte sowie nach Prognosen der GEW mindestens 40000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher für die Kitas. Ein Konzept, woher die Fachkräfte kommen sollen, bleibt das KM schuldig. Was es bräuchte, wäre ein Schulterschluss aller Beteiligten (Schulen, Schulträger, Eltern, Vereine) für ein „Baden-Württemberg-Modell“ für den Ganztag, das am tatsächlichen Betreuungsbedarf der Eltern orientiert ist und die verschiedenen Angebote (GTS, Hort, flexible Betreuung, Freizeitangebote der Vereine) sinnvoll miteinander verknüpft. Der politische Wille dazu ist im KM allerdings nicht zu erkennen. Die CDU Köngen hat bereits 2014 ein Konzept für den Neubau der Grundschule in direkter Nachbarschaft zur Burgschule vorgelegt: Mit gemeinsamer Mensa und Räumen für den Ganztag. Gemeinderat und Verwaltung haben abgelehnt. Die Schule wäre heute schon in Betrieb.
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