Leserbriefe

Freude über Abriss ist unangebracht

Heinz Sigler, Wendlingen. Zu den Leserbriefen „Aufhören, die Gemeinde zu spalten“ und „Freue mich auf den Abriss“ vom 16. Juli. Die Leserbriefe können nicht unkommentiert bleiben. In ihnen wird den Initiativen die Schuld für die Situation zugeschoben. Da irren sich die Damen. Die Initiativen entstanden erst, als nach Aussagen von Pfarrer und Dekan zum Erhalt der Kirche bald darauf von einem Erhalt nicht mehr die Rede war, die Öffentlichkeit von Abrissplänen der Kirchengemeinde erfuhr. Die Initiativen waren von Anfang an bestrebt, mit den Kirchenverantwortlichen in konstruktiven Gesprächen einen Konsens zu finden. Dies gilt auch heute noch. Alle Vorschläge dazu wurden ignoriert. Die Initiativen haben Verständnis für die schwierige Situation der Pfadfinder, sie sind dafür nicht der richtige Adressat, auch nicht was die Spaltung der Gemeinde anlangt.

Freude über einen Kirchenabriss? Kirchen reißt man nicht einfach ab wie einen Kaninchenstall. Offensichtlich mangelt es Frau Schade an Kenntnissen zur Stadtgeschichte, insbesondere aber zur Geschichte der Johanneskirche. Sich über den Abriss einer Kirche zu freuen, die den Gründervätern vor circa 50 Jahren, insbesondere aber den Heimatvertriebenen, Hilfe, Halt und Stütze war, an der sie bis heute noch hängen, für die sie erhebliche Opfer und Spenden aufgebracht haben, ist unangebracht. Für viele ist die Kirche mit bleibenden Erinnerungen verbunden: Konfirmanden, Hochzeitspaare oder Täuflinge.

An alle Gruppierungen der Gemeinde mit Bedarf an Gruppenräumen: Auch bei einem Neubauprojekt und Erhalt der Kirche können Gruppenräume für alle geplant werden.

Die Initiativen nehmen in Kauf, dass das Kircheninnere für Mehrfachnutzung baulich verändert und an die Anforderungen der heutigen Zeit angepasst werden kann. Für den Erhalt der Kirche gibt es Befürworter, aber auch Gegner. Das Ergebnis wird der Bürgerentscheid ausweisen.

Nach der Fusion der Kirchengemeinden hat es eine Mehrheit des Rates innerhalb kurzer Zeit geschafft, die Fusion zu konterkarieren. Entscheidungen wurden getroffen, ohne Rücksicht auf Geschichte und die Befindlichkeiten der einstigen evangelischen Unterboihinger Gemeinde.

Ergebnis: Kirchenaustritte und eine heute weitgehend zerrissene und gespaltene Unterboihinger Gliederung. Wahrscheinlich ist Wendlingen die einzige Gemeinde in der Landeskirche, die es vollbracht hat, aus einer fusionierten eine gespaltene Gemeinde zu schaffen. Welch ein Irrsinn!

Entgegen der Meinung von Herrn Class, dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, geht es den Initiativen nicht nur um die Aufwertung der Stadtmitte und bei Rettung der Kirche um ein Postkartenmotiv, sondern vielmehr um eine geeinte, befriedete neue Gemeinde und ein repräsentatives Gotteshaus, dort wo es hingehört, nämlich in die Stadtmitte.

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