Leserbriefe

Fatales Signal für ein geeintes Europa

Dr. Horst-Helmut Krause, Nürtingen. Zum Artikel „Gipfel schnürt Billionen-Paket: Stimmt das EU-Parlament zu?“ vom 22. Juli. Wenn der von den Regierungschefs in Brüssel zur Überwindung der Coronakrise hart erarbeitete Kompromiss von allen Seiten lautstark kritisiert wird, weil dem einen oder dem anderen zu viel oder zu wenig von Sparen oder Ausgeben, von zu viel oder zu wenig Beharren auf der Verknüpfung von finanziellen Hilfen mit Rechtsstaatlichkeit, von zu viel oder zu wenig Kontrollmöglichkeit bei der Verwendung der Hilfsgelder et cetera enthalten ist, dann ist das in der Regel das beste Zeichen für einen ausgewogenen Kompromiss, zu dem alle Beteiligten etwas gegeben haben.

Wenn dann aber alle auseinandergehen und in ihren jeweiligen Nationen in Siegerpose, vor Stolz schier platzend, für sich reklamieren, für ihren Staat und den nationalen Stolz ihrer Bürger das meiste herausgeholt zu haben, dann zeigt das, dass es ihnen nicht darum ging, einen gemeinsamen europäischen Kuchen zu backen, von dem alle profitieren würden, sondern sich von dem vorhandenen Kuchen das größte Stück zu erpressen.

Was für ein für jeden Regierungschef eines Staates der westlichen Wertegemeinschaft unwürdiger, Wählerstimmen heischender, populistischer Kotau vor egoistischen Nationalisten in ihren Ländern! Was für ein Verrat an der europäischen Idee! Ein falsches Signal, ein fatales Signal für ein gemeinsames Europa!

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