Leserbriefe

Etwas mehr Toleranz wäre wünschenswert

Iris Rothweiler, Neuffen. Zum Artikel „Der Glorienschein und der Osten“ vom 7. Februar. Ich finde es immer wieder erschreckend, mit welcher Arroganz die Deutschen aus dem Osten „abgewatscht“ werden. Ich glaube, es steht außer Frage, dass niemand die Diktatur der DDR wieder will. Es sollte sich aber jeder darüber bewusst sein, dass nicht die Deutschen die Landesteilung wollten, sondern dass die Alliierten die Teilung Deutschlands beschlossen haben, um den Deutschen die Möglichkeit zu nehmen, wirtschaftlich in der ersten Liga zu spielen.

Wenn Jugendliche aus den alten Bundesländern zur Aggressivität neigen, hat das nichts mit Nestwärme und richtigem Familienleben zu tun. Also kann man doch nicht pauschal sagen, dass die Jugend aus dem Osten so geworden ist, weil sie Kinderkrippen und Tagesstätten besucht hat. Heute ist jede Gemeinde bemüht, Müttern die Möglichkeit zu geben, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen. Was ist daran falsch?

Auch der Solidaritätszuschlag wird nicht nur vom Westen, sondern auch vom Osten gezahlt. Es ist heute noch nach 20 Jahren Wiedervereinigung so, dass alle Ostdeutschen, egal ob Lehrer, Arbeiter, Anwälte, Ärzte, circa 60 Prozent vom Gehalt der Westdeutschen erhalten. Extrem ist natürlich Berlin, wenn beispielsweise zwei Busfahrer unterschiedlich entlohnt werden, nur weil sie in verschiedenen Stadtteilen wohnen. Ist das gerecht?

Abschließend möchte ich eigentlich nur etwas mehr Toleranz auf beiden Seiten. Es gibt in jedem Ort, ob Ost oder West, Sozialschmarotzer, aggressive Jugendliche, aber auch einen großen Teil, der fleißig, arbeitsam und gut erzogen ist.

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