Entlassungsschock bei Scheufelen

Kurt Holzweiss, Lenningen, ehemaliger Betriebsrat. Zum Artikel „Der Sinkflug des einst stolzen Phoenix“ vom 29. Juli. Diese Hiobsbotschaft ruft bei mir schmerzliche Erfahrungen und viele schlaflose Nächte in Erinnerung. Unerklärlich für mich ist die Tatsache, dass der „sogenannte Ehrenvorsitzende“ Dr. Ullrich Scheufelen öffentliche Erklärungen abgibt. Völlig makaber aber ist, von einem sozialverträglichen Personalabbau zu reden, wenn von 650 Mitarbeitern nur noch 250 übrig bleiben sollen.

Der Preisverfall für Massenpapiere ist die eine Seite. Hauptfaktor für den Niedergang unserer Traditionsfirma ist den damaligen Verantwortlichen Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre zuzuschreiben. Mit der Aufstellung der PM 6 für leichtgewichtige Papiere in einer beengten bestehenden Halle wurde letztendlich der „Genickschuss“ eingeleitet. Zu dieser Zeit wurde von altgedienten Papiermachern und Handwerkern der Spruch entwickelt, was PSO neuerdings heißt: „Platz schier omeglich!“ Gut gehende Spezialpapiere, wie das Naturpapier, wurden in sinnloser Weise aufgegeben. Kritiker, zu denen auch der Betriebsrat gehörte, wurden übergangen und nicht gehört. Nach über 30-jähriger Betriebsratstätigkeit weiß ich natürlich, was die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien in dieser Zeit für Probleme und Sorgen haben. Ich wünsche allen Betroffenen von ganzem Herzen, dass sie bald einen neuen und geeigneten Arbeitsplatz finden, was in der jetzigen Zeit sowieso schwierig ist.