Leserbriefe

Empfehle den Blick über den Tellerrand

Sem Schade, Wendlingen. Zum Leserbrief „Abschiebungen strenger handhaben“ vom 3. Januar. Schade, dass Herr Hummel nicht auf meine Antwort zu seinem letzten flüchtlingskritischen Leserbrief antwortete. Ich muss mich an dieser Stelle fast bei Herrn Ackermann entschuldigen, welchen ich für seine sechs Leserbriefe in den letzten Monaten als Sprachrohr der AfD bezeichnete. Denn als ich sah, dass Herr Hummel seit der Flüchtlingskrise bereits 13 Leserbriefe hauptsächlich gegen Flüchtlinge und den Islam geschrieben hatte (davor waren es null), fiel mir kein Superlativ mehr ein. Den Eindruck, dass es in Deutschland ein Recht auf Kriminalität gibt, bekommt man vor allem, wenn man sich durch rechtspopulistisch-positiv gestimmte Medien informiert. Kritisiert wird der Vorschlag eines Punktesystems gegen die Kriminalität von Flüchtlingen, welcher Ende November erstmals diskutiert wurde.

Niedersachsen Innenminister (SPD) betonte damals ausdrücklich, dass „erst noch beraten werden müsse, ob es wirklich praktikabel, umsetzbar und nicht zu schematisch ist, sowie dem Anspruch vom Staat und der Gerechtigkeit für die Menschen gerecht wird. Es sei noch frisch und werde in Ruhe beraten.“ Ich empfinde die Empörung, angesichts des jungen Vorschlags, etwas zu intensiv – ohne den Vorschlag damit gutzuheißen. Abgeschlossen wird wie beim letzten Leserbrief mit etwas Grünen-Bashing. Wenn wir Parteien auf einzelne Zitate (wie das aus dem Kontext gerissene von Frau von Berg) einzelner Politiker verurteilen, schließt man schnell daraus, dass AfD-Sympathisanten besser nicht mit Steinen werfen. Wenn Herr Hummel Sprüche von wahllos als unfähig definierten Politikern für anklagewürdig hält, soll er sie doch verklagen. Ich bezweifle, dass ihm ein Gericht recht geben wird, was sicher nicht an der „ganz schwachen“ Justiz in Deutschland liegt.

Ich empfehle an dieser Stelle einen Blick über den Tellerrand. Nach einer Manila-, Ankara-, Saudi-Arabien-Reise zum Beispiel schätzt man die starke und gerechte deutsche Justiz wieder etwas mehr. Ich möchte keineswegs die politische Diskussion über die Zukunft behindern. Ich unterhalte mich gerne über Veränderungen aller Art. Jedoch geht jeglicher Bezug verloren, wenn jede Veränderung nach den Künsten der Schwarzmalerei gleich den Untergang des Abendlandes bedeutet. Zu den von Herrn Hummel prophezeiten schlechten Aussichten Deutschlands kann ich als Bürger eines der reichsten Länder der Welt versichern, dass es uns nicht so arm geht, wie er ab und an schreibt.

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