Leserbriefe

Eine Bausünde reiht sich an die nächste

Barbara Seifert, Frickenhausen. Zum Artikel „Sponsoren retten das Neckarfest“ vom 29. Juni. Für die interessierten Bürger der Informationsveranstaltung „Bebauungsplan Ruthmännin-Ersberg“ am 28. Juni in der Ersbergschule war das am darauffolgenden Tag in der NZ erschienene Foto, OB Heirich im Kreis verschiedener Mitarbeiter der Stadtverwaltung im blauen T-Shirt mit rotem Herz und dem Slogan „NT so schee“, ein Schlag ins Gesicht. Wie gravierend sich das Gebiet um die Ersbergschule innerhalb der nächsten Jahre verändern wird, lässt Schlimmes befürchten. Jede Grünfläche, und sei sie noch so klein (städtische Anlage an der Ersbergstraße), fällt der Bebauung zum Opfer.

Die vorgestellte Machbarkeitsstudie macht sprachlos. lm schlimmsten Fall sieht die Planung eine Bebauung der 0,l Hektar großen Fläche mit zwei bunkerartigen Mehrfamilien-Häusern mit Flachdach und insgesamt sieben Wohneinheiten vor. Geht man von einer Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern aus, sind das gerade mal 28 Personen. Schon heute ist die Verkehrslage in der Ersbergstraße mehr als grenzwertig. Immer mehr Anwohner der Seitenstraßen parken inzwischen dort ihre Autos.

Sobald im „Martin-Luther-Hof“ das sechszügige Kinderhaus seinen Betrieb aufnimmt, wird der Kindergarten in der Meersburger Straße geschlossen. Seit Jahren machen das Gebäude und die Außenanlage einen verwahrlosten Eindruck. Sowohl diese Fläche als auch die Wiese hinter der Ersbergschule sollen künftig der Wohnbebauung dienen. Es geht nicht darum dass, sondern vor allem wie in Nürtingen gebaut wird. Auf die jahrelang gewachsene Umgebung, in diesem Fall Reihenhäuser aus den 50er-Jahren, wird keinerlei Rücksicht genommen. Es hieß, man habe sich bei der Planung am Bau des „Martin-Luther-Hofs“ orientiert.

Eine Bausünde reiht sich an die nächste. Beispiele, gerade auch bei der Wohnbebauung, gibt es genug (Reich-Areal, Oelkrug . . .). Schön? Eher nicht! Was den Bürgern anfangs in Form von Skizzen und Modellen vorgestellt wird und was am Ende in der Realität dabei herauskommt, unterscheidet sich ganz gewaltig. Stehen die fertigen Gebäude erst, ist von den angedachten Grünflächen dazwischen kaum noch etwas übrig. Wie sich Nürtingen in den letzten Jahren verändert hat, es ist zum Heulen!

Es gibt immer weniger Freiräume in den Städten, deshalb muss umso sorgsamer damit umgegangen werden. Man hat nicht den Eindruck, dass dies auch nur ansatzweise in den Köpfen der Verwaltung und bei der überwiegenden Mehrheit des Gemeinderats angekommen ist. Damit Bürger sich mit ihrer Stadt identifizieren können, reicht es bei Weitem nicht, ein altes Kfz-Kennzeichen wieder auferstehen zu lassen. „NT isch scho lang nemme schee!“

Zur Startseite