Leserbriefe

Drewermann und die Katholische Kirche

Roswitha Oberländer, NT-Oberensingen. Zum Artikel „Katholiken müssen Gürtel enger schnallen“ vom 3. August. Angesichts der vielen Kirchenaustritte und somit einem beachtlichen Wegfall an Kirchensteuern, hat die Kirche große Sorge. Aber anstatt sich zu fragen woran das liegen könnte, entzieht sie dem katholischen Kirchenkritiker Dr. Eugen Drewermann die Lehrbefugnis und das Predigen.

Die Kirche müsste froh und dankbar sein, einen solch fähigen und menschlich einwandfreien Theologen in ihren Reihen zu haben, der die Kirche reformiert und ihr ein neues, zeitgemäßes Gesicht verleiht. Er legt die Bibel tiefenpsychologisch aus und die Bilder von denen Jesus spricht sind Bilder, die in der Seele eines jeden Menschen leben. Dr. Drewermann ist in seinen Schriften dabei, die Kirche aus ihrer verstaubten Dogmatik und Moraltheologie zu befreien und stößt dabei auf den Widerstand und Unmut der konservativen Kirche, die kein Salz mehr hat, die junge Menschen aus der Kirche treibt, die ihre „Schafe“ alleine lässt in Fragen der Abtreibung, Jungfrauengeburt und ähnliches.

Fragen, die die Menschen bewegen greift Dr. Drewermann in seinem Buch: „Worum es eigentlich geht“ Protokoll einer Verurteilung auf. Er ist beseelt und erfüllt von dem Wunsch, den Menschen zu helfen, ihnen beizustehen, ihr Leben durch die Liebe zu Gott zu bewältigen und glücklich zu werden. Er will die Menschen aufrufen zur Selbstbestimmung, zum eigenen Nachdenken. Aber genau das fürchtet das beamtete Priestertum: dass die Menschen den hierarchischen Apparat der Kirche nicht mehr brauchen und authentisch werden. Ich war psychisch sehr krank, war bei Priestern und Seelsorgern – keiner konnte meine Not lindern, ich war dem Tode nahe. Herr Drewermann hat es geschafft mit seinen kleinen Briefen mir Mut zu machen und mich aus dem Tal des Todes herauszuholen und für diese menschlich große Tat an einem zutiefst verzweifelten Menschen verlangte er keinen Cent.

Welche Früchte hat die Kirche hervorgebracht? Mir fällt nur eins ein: Kindesmissbrauch durch geweihte Priester – eine Todsünde. Jesus hat das Priestertum nicht gewollt, er suchte sich einfache Leute, Fischer wie Petrus, Andreas und Jakobus als Apostel aus und zu den Hohepriestern, Schriftgelehrten sagte er: „Wehe Euch, wenn der Geist der Wahrheit kommt.“ Er ist schon da durch Herrn Drewermann, durch mich und durch viele andere.

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