Leserbriefe

Die Wirtschaftsweisen und ihre Vorhersagen

Stefan Kromer, Wendlingen. „Wir wissen, dass es unmöglich ist, die Zukunft vorherzusehen. Wir können jeweils nur Momentaufnahmen machen und auf dieser Basis vorhersagen. Das kann morgen schon falsch sein.“ Dies sagte Professor Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Franz, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, besser bekannt als einer der fünf Wirtschaftsweisen. Leider ist nicht jede seiner Äußerungen so logisch und in sich schlüssig. Aktuell schlägt er die Rente mit 69 vor, weil die demographische Entwicklung bis 2060 dies erfordert!

Von dieser Sorte Kaffeesatzleser lässt sich unsere Kanzlerin jedes Jahr schlaue Tipps geben. Von einer Zunft, die es nicht mal schafft, die wirtschaftliche Entwicklung des nächsten Jahres einigermaßen genau vorherzusagen, werden Prognosen für die nächsten 49 Jahre getroffen! Das erinnert an Peter Ustinov, der mal sagte „Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt ,Das ist technisch unmöglich!‘“.

Man könnte über Menschen wie die Wirtschaftsweisen schmunzeln, wenn man sie entsprechend wie Nostradamus und Co. behandeln würde. Leider ist die Kanzlerin auch noch dankbar für diese „Tipps“. Ein logisch denkender Mensch kann es nur als anmaßend empfinden, wenn Menschen glauben, sie könnten die Entwicklung der Gesellschaft in den kommenden Dekaden detailliert vorhersehen.

Wer hätte zum Beispiel 1950 wissen können, wie sich die Welt schließlich durch Antibabypille, Produktivitätssteigerungen oder Kriege nur bis 1980 verändert? Ich habe das Gefühl, dass heute jeder Teilnehmer des Wirtschaftsgeschehens um jeden Preis auffallen, am besten jeden Tag mit einer neuen Idee für die Zukunft aufwarten muss.

Eine Besinnung auf das Tagesgeschäft wäre angebracht und nicht das Treiben von ganzen Sauherden durch alle Dörfer dieser Welt.

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