Leserbriefe

Die Siebe des Sokrates

Susanne Federschmid, Nürtingen. Zum Artikel „Eigene Mutter mit Beil erschlagen“ vom 2. Oktober. Eins vorab: mir sind weder das Opfer noch der Tatverdächtige bekannt. Ich verabscheue Gewalttaten zutiefst, trotzdem ärgere ich mich über diese Art von Berichterstattung von Jürgen Gerrmann sehr.

Eigentlich werden in den ersten zehn Zentimetern des Berichts alle wissenswerten Fakten genannt. Danach ergießt sich der Redakteur eine halbe Seite lang in unseriösen Details, die weit in die Privatsphäre der Beteiligten reichen und keinen etwas angehen. Dubiose Informationen werden blumig und in wörtlicher Rede wiedergegeben. Munter greift Herr Gerrmann in Klischeekisten. Der Redakteur sollte sich besser an die Angaben der Pressestelle der Polizei halten, anstatt im Boulevardblattstil alles, was er irgendwie erzählt bekommen hat, breitzutreten. Facebookeinträge interessieren nicht.

Von dieser Zeitung erwarte ich eine seriöse Berichterstattung, die bei den Fakten bleibt und nicht eine Gerüchtesuppe mit Halb- oder vielleicht sogar Unwahrheiten veröffentlicht.

Herr Gerrmann sollte sich einmal mit den „Drei Sieben des Sokrates“ befassen. Wenn man eine Geschichte über jemanden erzählen will, sollte man sie durch das Sieb der Wahrheit, der Güte (im Sinne von Wert) und der Notwendigkeit streichen – was dann noch übrig bleibt, kann gesagt werden.

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