Leserbriefe

Die Milchlüge und die Milchlobby

Udomar Rall, Nürtingen. Zum Artikel „Wie viel Europa steckt in einem Liter Milch?“ vom 12. Mai. Welchen Einfluss die Milchlobby hat, kann man wieder einmal an diesem Artikel sehen. Eine als redaktioneller Beitrag getarnte Werbung suggeriert eine heile Milchwelt. Kein Wort davon, welche Schäden die Massenmilchproduktion, die mit der Massentierhaltung Hand in Hand geht, in der Umwelt verursacht. Hoher Ressourcenverbrauch. Unter anderem stammen wesentliche Teile der Futtermittel als Gen-Soja (das eigentlich hier niemand will) aus Nord- und Südamerika, wo Urwald zugunsten riesiger Monokulturen gerodet, die Urbevölkerung vergiftet oder vertrieben wird. Gülle verseucht unser Grundwasser, Methan schädigt die Ozonschicht. Die Milchkühe werden ständig schwanger gehalten, damit sie Milch geben.

Was ist daran natürlich? Männliche Kälber wandern nach einer unglücklichen Jugendzeit Stückchenweise in die Fleischtheken der Supermärkte. Die meisten Kühe sehen nie oder selten Tageslicht. Die Hochleistungskühe sind ein besonders hässliches Verbrechen an der Natur. Gesundheitlicher Nutzen? Kuhmilch ist Nahrung für Kälber, nicht für den Menschen. Zwar ist der menschliche Körper extrem flexibel in der Verwertung von Nahrung. Auch wenn wir trotz aller Fehlinformation keine Allesfresser sind (wer von uns hat denn ein Schweinegebiss oder das eines Bären?) können Menschen teilweise Milch verwerten.

Artgemäß ist Milchnahrung nicht. Komisch ist, dass es in Gegenden, in denen so gut wie keine Milch konsumiert wird, nicht diese Häufigkeit von Osteoporose gibt wie bei uns. Wohl enthält die Milch Kalzium, jedoch bewirken die komplexen biochemischen Begleitumstände paradoxerweise einen Abbau des Knochenkalziums. Tierisches Protein generell begünstigt das Wachstum von Tumoren. Aufgrund ihrer Finanzkraft kann die Fleisch- und Milchlobby zusammen mit der Lebensmittelindustrie und dem Handel ins Konzept passende Studien und Informationen in großem Umfang publizieren und die Politik steuern. Sie üben massiv Einfluss auf die Erziehung im Haushalt und in den Bildungseinrichtungen aus, wie zum Beispiel mit dem Schulmilchprogramm. Die Verbraucher werden nach Belieben dressiert.

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