Leserbriefe

Die Gewehre und der Industriestandort

Emil Neuscheler, Neckartailfingen. Auge, Kimme, Korn und Ziel und ein exakter Gewehrlauf sind die Voraussetzungen für die Treffsicherheit einer Waffe. Gerade die letzte Position führt zu ungewollten Mängeln der Handfeuerwaffen mit enormer Hitzeentwicklung. Es gibt weltweit kein Metall, das auf diese Temperaturschwankungen nicht strukturmäßig reagiert. Das ist eine Binsenweisheit und ein physikalisches Gesetz, dem auch das Gewehr G36 der Bundeswehr unterworfen ist. Das wusste im letzten Krieg jeder Landser mit dem Karabiner K98 und die Maschinengewehrbedienung hatte immer einen Ersatzlauf dabei, um bei Dauerfeuer einen Laufwechsel durchführen zu können. Diese im Einsatz auftretende Hitze, eine natürliche Schwachstelle mit den Toleranzen in der Genauigkeit, wird nun von einem Teil des Parlaments zur Deklassifizierung der Führungsebene der Bundeswehr benutzt.

Es fällt besonders auf, dass die Reklamationen nur von deutscher Seite kommen. Der Hersteller, die Firma Heckler und Koch aus Oberndorf am Neckar, eine renommierte Firma, übt sich in äußerster Zurückhaltung. Wenn jetzt Frau von der Leyen als Verteidigungsministerin das Gewehr aus dem Verkehr ziehen möchte, dann sollte das aber wirklich nur aus nachgewiesenen Mängeln und nicht als Politikum geschehen. Es geht schließlich um den Industriestandort Deutschland und um viele Arbeitsplätze. Es ist schon sonderbar, im Oktober 2012 bescheinigte man der Waffe volle Einsatzmöglichkeit. Warum jetzt nicht mehr? Zur Profilierung ist das Objekt G36 untauglich.

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