Rolf Priesmann, Nürtingen. Man nehme einen OB, der für eine zweite Amtsperiode antritt. Einen OB, der acht Jahre lang vieles gut, manches eher suboptimal und vielleicht weniges schlecht gemacht hat. Dazu mehrere Fraktionen im Stadtrat, die sich seit Langem mehrheitlich in Selbstprofilierungsversuchen und Grabenkämpfen ergehen, anstatt sich um das Wohl Nürtingens zu kümmern. Die sich aber dabei vom OB gebremst fühlen und ihm deshalb jetzt gerne eins auswischen wollen. Dazu suche man fünf Möchtegern-OBs, die den Einflüsterungen dieser OB-müden Fraktionäre folgen und die sich – trotz offen erkennbarer gravierender Defizite – als weitere OB-Kandidaten instrumentalisieren lassen. Und schließlich finde man noch einen Theater-Zampano, zufällig Vater des jüngsten Kandidaten, der seinem selbstverliebten und ehrgeizigen Sohn, bisher nur Sachbearbeiter in der Sozialberatung der Daimler AG (auf neudeutsch beeindruckend: Policies Employee Relations/Health and Safety) mit Geld, professioneller Unterstützung und Rundum-Beratung einen Karriere-Schub vermitteln möchte.
Ein Drehbuch braucht man für ein solches Stück nicht, denn bei einer so „hoch-karätigen“ Besetzung entsteht automatisch eine Realsatire. Das Publikum: rund 40 000 Nürtinger Bürger, die sich fragen müssen, was ihnen hier vorgesetzt und zugemutet wird und was es für die Zukunft der Stadt und ihre Bewohner bedeutet.
Natürlich ist es offensichtlich, wer hier die Strippen gezogen hat beziehungsweise immer noch zieht. Es leuchtet selbst dem politisch nicht versierten Menschen ein, dass jeder weitere Kandidat die Chancen des bisherigen Amtsinhabers zwangsläufig schmälern musste. Weil selbst der untauglichste Mitbewerber ein paar Stimmen abgreift, und wenn es nur die Stimmen derjenigen sind, die ihn zu einer Kandidatur überredet haben. Dass diese aber abtauchen, wenn es um die Frage geht, wer die ganze Chose angezettelt hat, versteht sich von selbst. Ein Trauerspiel!
Glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, dass Nürtingen die nächsten acht Jahre beispielsweise von einem 25-jährigen, angeblich parteiunabhängigen, jedoch in der Stadt-CDU aktiven und in der Jungen Union noch vor einiger Zeit als Pressesprecher agierenden Rettungssanitäter geführt werden kann? Rettungssanitäter ist zweifellos ein außerordentlich ehrenwerter und wichtiger Beruf. Es wird aber gerne vergessen, was zumeist nach dem Einsatz des Rettungssanitäters als Nächstes folgt: die Intensivstation! Es wird höchste Zeit, dass Nürtingens mündige Bürger endlich diesem Dilettanten-Stadel ein Ende machen und ihrer Vernunft folgen. Sonst wird zwar nach dem zweiten Wahlgang über Baden-Württemberg die Herbstsonne lachen, über Nürtingen aber das ganze Ländle.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...