Leserbriefe

Der russische Patient

Helmut Weber, Aichtal. Zum Artikel „Kreml verschärft Georgien-Kriese“ vom 27. August. Es war Häme – unbekümmertes kapitalistisches Händeklatschen, das einem geistig und finanziell insolventen russischen Kommunismus ab den Neunzigern folgte. In Folge konnte ein Westbündnis mit nötiger Geringschätzung Richtung Kreml um herrenlose Trabantenstaaten aus dem alten sozialistischen Einflussbereich werben.

Gedanklich war der hinfällige Körper des ehemaligen Erzfeindes schnell und restlos aufgeteilt – die Umsetzung war eine Frage der Zeit. Infiltration durch Westwerte sowie der Kapitalismus selbst würden ein Übriges tun – man musste nur warten können.

Pech, dass einer der großen Pyromanen dieses Jahrhunderts zur Unzeit neue Auffälligkeit zeigt und den freundschaftlichen Erwärmungssignalen an Moskau eine Raketenstation hinzufügt. Erschwerend addiert sich, dass der Gas- und Erdölempfang Europas aus russischer Hand finanziell kontraproduktiv wirkt.

Anstatt zu kollabieren und in den Annalen der Geschichte zu verschwinden, reagiert der russische Patient mit deutlichen Zeichen der Rekonvaleszenz. Eine Muskelschwundtherapie trainiert augenblicklich sein inneres Gleichgewicht mit Wirkung gegen den allgemeinen Gewichtsverlust.

Freunde, die beim Krankenbesuch bislang prophylaktisch Grabschmuck in Form von unauffälligen Blumengebinden und Unterstützungen für bedürftige Sowjetgrundbuchämter überreichten, sollten künftig doch wieder eine andere Tonart des Händeklatschens üben und zur EU-Konzertreife die erforderliche russische Stimme beifällig einbinden, anstatt sich mit der minimierten Orchesterbesetzung zu begnügen – wie aus Übersee empfohlen.

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