Leserbriefe

Dem Wald wird auf die Pelle gerückt

Kurt Reinhardt, Wendlingen. Zum Artikel „Erlebnispfad für Kinder und Familien im Wald von Wendlingen“ vom 20. Juli.

Landauf, landab entstehen Waldkindergärten und werden Friedwälder in bestehende Wälder platziert und jetzt kommt das Nächste, ein Erlebnispfad im Wendlinger Wald, um die Natur zu entdecken und zu erleben, schön aufbereitet mit vielen Stationen. Vermutlich steht dafür der eine oder andere Baum im Weg oder bildet ein Gefahrenpotenzial (kahl und knorrig) und muss deshalb sogar weichen. Es gibt ja eine Verkehrssicherungspflicht. Das ist aber nur Spekulation. Die Nächsten sind dann der Bogenparcours oder Discgolfer, die in den Wald einfallen wollen. Der Wald verkommt zur Spielwiese. Ist der Rückzugsort für die Tiere nicht schon genug beschnitten? Suchen wir nicht Ruhe, Erholung und frische Luft im Wald? Braucht es eine Animation vor Ort? Kann man beim Spaziergang oder Wandern im Wald nicht genug beobachten und entdecken? Fördert weniger Vorgekautes nicht eher die Fantasie? Waldkindergärten, Friedwälder, Erlebnispfade und was alles noch kommen mag, führen immer zu einer Mehrbelastung durch Abgase, Abfall und Exkremente. Von einer Verdichtung des Bodens in der Umgebung der Einrichtungen ganz zu schweigen. Unsere Wälder kränkeln, leiden an Wassermangel, den immer höheren Temperaturen, eingeschleppten Pilzen und dem Borkenkäfer, aber sollten eigentlich regional das Kleinklima verbessern helfen. Ein Überleben wird für unsere Wälder immer schwieriger. Ich bin nicht für ein Betretungsverbot der Wälder. Jeder soll sich dort aufhalten und erholen können. Aber die oben genannten Auswüchse, die unsere Gesellschaft gutheißt und für erstrebenswert hält, sollten nicht umgesetzt werden. Wir zersiedeln unsere kleine Welt mit immer neuen Baugebieten, die Innenstädte vergreisen und am Wald wird nicht halt gemacht.

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