Leserbriefe

Das griechische Desaster

Emil Neuscheler, Neckartailfingen. Zum Artikel „Hellas – Tragödie ohne Ende“ vom 10. Februar. Deutschland schultert den größten Brocken der Hilfe für Griechenland. Wir sind bis jetzt mit 45 Milliarden dabei, nicht als Darlehen, wie man der Bevölkerung zunächst erklärte, sondern als Transaktion ohne Wiederkehr. Doch das wird nicht reichen und kann nach dem Grünenchef Trittin bis zu 120 Milliarden kosten, weil der Schutzschirm für die Hellenen weit aufgespannt werden muss. Es ist ein Trugschluss der Westeuropäer, eine Illusion, dass eine demokratisch gewählte Regierung solche rigiden Einschränkungen durchsetzen kann, ohne ihre eigene Existenz zu gefährden, und dass es nicht zu schweren Unruhen bis zu blutigen Auseinandersetzungen kommt.

Dieser von Brüssel ausgeübte Druck auf die Regierung in Athen mit Lohn- und Rentenkürzungen und dem Zwang, Tausende aus dem Staatsdienst zu entlassen, ist nicht einmal im Ansatz möglich, denn die Gewerkschaften rüsten zum Generalstreik. Wenn eine Ratingagentur die Staatsfinanzen als Ramsch bezeichnet, kann man erkennen, wie brisant die Lage unter der Akropolis bereits geworden ist. Der Staat hängt am Tropf der EU und ist in nächster Zeit ohne diese Injektion nicht lebensfähig innerhalb der Eurozone. Diese Erkenntnis scheint sich inzwischen auch bei der Finanztroika in Brüssel durchgesetzt zu haben.

Der von der Kanzlerin ins Spiel gebrachte Sparkommissar ist gar nicht so verkehrt, für alle unangenehmen Maßnahmen könnte er verantwortlich gemacht werden. Dass man deshalb in Athen in die billige Nazikiste greift, ihn als Gauleiter tituliert und seine Helfer als Nazi-Schergen bezeichnet, ist eine Unverschämtheit. So geht man mit Partnern, von denen man Hilfe erwartet, nicht um. Ein faires Dankeschön wäre angebrachter gewesen.

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