Leserbriefe

Das Breitbandnetz und der Monopolist

Michael Scheel, Frickenhausen-Linsenhofen. 61 Wechselwillige und ein Dutzend Interessierte waren bei der zweiten Infoveranstaltung zur Breitbandversorgung in Linsenhofen. Der Rest mit Wunsch, ins Internet zu kommen, ist genügsam und bewegt sich nicht. Trotz Abschaffung der Flatrate des Monopolisten. Drosselung bei Neuverträgen ab 2. Mai, Umstellung der Altverträge bis 2016 mit Einführung von VOIP (Internettelefonie) und Kündigung der Altverträge mit dem Angebot, einen neuen Vertrag abzuschließen – nun mit der Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu drosseln.

Gut ist nur, dass bei der hiesigen Geschwindigkeit beim gleichzeitigen Telefonieren die Geschwindigkeit gar nicht mehr gedrosselt werden muss, da Telefonieren dann Bandbreite frisst. Und bei zwei Telefonaten bewegen wir uns wieder auf ISDN-Niveau (und das schon vor einer Drosselung). Wie zu Zeiten, als es noch zwei deutsche Staaten gab. Drosselung auf 384 kbit/s wird bedeuten, dass noch ein Telefonat mit mäßiger Qualität geführt werden kann. Gleichzeitiges Surfen wird nicht mehr möglich sein.

Schüler, von denen erwartet wird, dass sie im Internet recherchieren? Fehlanzeige. Studenten, von denen erwartet wird, dass sie ihre Unterlagen von der Seite ihrer Uni herunterladen oder Arbeiten hochladen? Fehlanzeige. Arbeitnehmer, von denen zukünftig erwartet wird, dass sie ihre Steuerangelegenheiten online erledigen? Erst recht Fehlanzeige.

Das Frühstücksfernsehen vermeldete diese Woche, dass in vergleichbaren Fällen die Jüngeren tatsächlich aus den Dörfern verschwinden: Onlinekauf, Telearbeit, Internet-TV (die legale Variante) oder Geschäftliches (Arbeitsplätze!). Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker? Gerade die benötigen ein leistungsfähiges Internet. Und wir benötigen diese Berufsgruppen.

Aber wir bleiben genügsam. Vielleicht müssen diese Personengruppen in Nachbargemeinden ausweichen. Einsam wird es hier werden. Und still. Und der Monopolist, der, wie man hört, im östlichen Bereich der Gemeinde manchen Bürgern eine Funklösung mit nicht erreichbaren Geschwindigkeiten anbietet, sofern sie sich nur rechtzeitig vertraglich binden, freut sich. Wie nennt man das, wenn man Leistungen verspricht, die nicht lieferbar sind? Und der Rest der Gemeinde geht auch hier leer aus. Völlig unklar bleibt auch, warum Linsenhofen keine Fördergelder zum Breitbandausbau erhält. Linsenhofen sei keine ländliche Region (Regierungspräsidium Stuttgart)? Beim Immissionsschutz Lärm geht doch das Landratsamt Esslingen genau davon aus.

Die Stadt Bautzen (40 000 Einwohner) erhielt EU- und Bundesmittel und konnte damit unseren Monopolisten zum Breitbandausbau (50Mbit/s) überreden. Vielleicht hätten wir bei Gleichbehandlung die geforderten 270 000 Euro auch aufbringen können. Aber fordern wir nicht. Bleiben wir genügsam. Und ein Wechsel könnte doch so einfach wie bei Gas oder Strom sein. Ein neuer Anbieter übernimmt alles Notwendige. Ohne zusätzliche Kosten. Ohne Doppelverträge. Ohne Kummer mit Kündigungsfristen. Wollen wir Linsenhofens Zukunft jetzt wirklich beerdigen? Oder finden sich noch bis zum Wochenende 135 Mitbürger, denen der aktuelle Seitenaufbau im Internet zu langsam geht?

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