Leserbriefe

Corona verändert das Leben grundlegend

Rolf Löffler, Köngen. Beschränkungen der Bundes- und Landesregierungen im März waren zweifellos richtig und sinnvoll. Die Kommunikation war nicht immer glücklich und von Ängsten getrieben. Fehler wurden eingestanden. Blumengeschäfte und Schreibwarenläden mit Lottoannahme blieben geschlossen, während Supermärkte alles verkaufen durften. Den Schuh des Hamsterns müssen sich die Parlamentarier anziehen mit den täglichen, ermüdenden Sondersendungen auf allen Kanälen und Talkshows. „Alles ist da; es gibt keinerlei Versorgungsengpässe“. Und die Leute stehen vor leeren Regalen.

Jetzt gibt es Dutzende Lockerungen der Beschränkungen. Schon vorher, als Hunderte Erntehelfer stundenlang und auf engstem Raum auf einem Flughafen in Rumänien saßen – und trotzdem nach Baden-Württemberg ausgeflogen wurden. Die Maßnahmen erscheinen willkürlich, chaotisch, nicht durchdacht und nicht länderübergreifend. Wahltaktische Manöver, Söder contra Laschet als Kanzlerkandidaten. Der Kfz-Handel durfte gleich öffnen. Kaufhäuser und Modegeschäfte erstritten sich die Öffnungen vor Gericht. Hotels und Gastronomie warten händeringend auf Signale. Permanente Zusagen für finanzielle Rettungsschirme für alle Bereiche verwirren und übersteigen die Finanzkraft unseres Staates.

Peinlich die Diskrepanz zwischen Robert-Koch-Institut und Leopoldina-Akademie, welche Schulklassen zuerst aus der Quarantäne kommen. Verschwörungstheorien schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Akzeptanz der Bevölkerung sinkt zusehends. Die Grippewelle 2017/18 forderte in Deutschland trotz Grippeschutz 25 100 Menschenleben, unbemerkt und gleichgültig hingenommen. Die Bürger werden sensibler und bewerten künftige Virenerkrankungen bewusster. Das RKI wird künftig unser Gradmesser sein für Freizeitgestaltung und Urlaubsreisen. Das Positive an Corona ist, dass in diesem Winterhalbjahr kein einziger Mensch an einem „normalen Grippevirus“ gestorben ist. Anscheinend.

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