Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Boss bringt Nürtingen einen Imagegewinn“ vom 7. Mai. „Der Sabbat ist für den Menschen da – nicht der Mensch für den Sabbat“: Ein Satz aus Granit. Bis heute kann diese Haltung Jesu als Mittelstreifen von Demokratie und Gesetzgebung dienen. Prinzipien müssen denjenigen nützen, für die sie aufgestellt worden sind. Deshalb müssen sie sich anpassen, wenn Einsichten weiter wachsen. Wird aber auf den Prinzipien geritten, werden sie zum atemberaubenden Korsett falscher Größe, brechen sich Ross samt Reiter gemeinsam das Genick. In meiner kleinen Welt etwa war es nötig, mein ursprüngliches Prinzip der rigorosen Fernseh- und Computerzensur für Kinder und Enkel neu zu orientieren. Die Jungen müssen eben den Umgang mit AV-Medien üben. Auch in der Nürtinger Mittelzentrumswelt müssten sich frühere Auffassungen und demokratische Beschlüsse neu ausrichten, wenn die Gesamtbedingungen in Bewegung kommen: Zunehmende Zahl der Älteren, Ernährungsfehler und Ernährungskrise, Ausbeutung der Wirtschaft durch Spekulanten und Schmarotzer, fehlende Nachhaltigkeit, Bildungskrise, Energiekrise, Erderwärmung, Umweltzerstörung, zerrissene soziale Netze.
Immerhin kommt wegen dieser Fragen gerade ein riesiger Querschnitt der Bevölkerung aus der Reserve und in Bewegung. Aktuell heißt die Frage: Wollen wir die letzten großen Ackerflächen einem Industrieobjekt opfern, das unterm Strich viele Fragen unbeantwortet lässt? Oberbürgermeister Heirich und die gemeinderätlichen Befürworter haben recht, wenn sie sich auf bestandskräftige Beschlüsse von damals berufen. Sie haben aber nicht recht mit der Behauptung, die gewerbliche Nutzung des Großen Forsts sei nie ernsthaft in Frage gestellt worden. Der OB sagt, für ihn sei die Sache „politisch abgeschlossen“. Er meint wohl „verwaltungsrechtlich“. Politisch hingegen ist die Sache sehr vital, keineswegs abgeschlossen und verlangt bessere Antworten als vor zwölf Jahren. Ein „Gewerbegebiet Großer Forst“ ist meiner Auffassung nach wegen geänderter Parameter neu zu bewerten. Das meinen auch erstaunlich viele andere Menschen in dieser Stadt – und immerhin 40 Prozent des Gemeinderats! Die Nürtinger Bürgerorientierung beschränkt sich auch nicht auf Mitmachzirkel in der Bürgertreffwelt, wie OB Heirich meint. Bürgerorientierung endet auch nicht an der Tür des Großen Sitzungssaales, trotz Bodyguards wie am Dienstag. Bürgerorientierung muss zeitweilig dort hinein.
Leserbriefe | 21.06.2025 - 05:00
Von Binse, leerem Stroh, Faulheit und Fäulnis
Herbert Schölch-Heimgärtner, Neuffen. Zum Leserbrief „Mehr Arbeit oder weniger Wohlstand“ vom 4. Juni.
Die übermittelte „Binsenweisheit“ des Friedrich Merz, wir müssten jetzt aber mehr arbeiten, ist leeres Stroh und wird nicht klüger, wenn Kunzmann ...
Leserbriefe | 21.06.2025 - 05:00
Ein Beispiel für Qualitätsjournalismus
Eugen Wahl, Nürtingen. Zum Artikel „Judenhass ist nie zu rechtfertigen“ vom 5. Juni.
Armin Käfer gelingt es in seinem Leitartikel so gut wie alle Facetten und Zusammenhänge des eskalierenden Judenhasses bei uns und im Nahen Osten zu beleuchten. Dies ...